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Oranienburg macht Schadensersatzansprüche gegen ehemaligen Geschäftsführer geltend

Derzeit prüft das Unternehmen, inwiefern Alireza Assadi Fehlverhalten vorzuwerfen ist. Der Katalog der offenen Fragen ist lang.
24.04.2024

Alireza Assadi war bis 2022 Chef der Stadtwerke Oranienburg und der übergelagerten Holding.

Die Stadtwerke Oranienburg haben gegen ihren ehemaligen Geschäftsführer "vorsorglich Schadensersatzansprüche dem Grunde nach" geltend gemacht. Das erklärte das Unternehmen in einer Mitteilung am Montag.

Derzeit überprüften die Stadtwerke, inwiefern dem langjährigen Geschäftsführer, Alireza Assadi, ein Fehlverhalten vorgeworfen werden müsse. Hintergrund sind Versorgungsprobleme im Stromnetz der Stadtwerke, die nicht hätten entstehen dürfen.

Der Lieferengpass aus dem vorgelagerten Hochspannungsnetz verbietet es seit April, neue Anschlüsse im Versorgungsgebiet der Stadtwerke in der Oranienburger Kernstadt sowie im Ortsteil Sachsenhause zu genehmigen.

Auch die Bundesnetzagentur hat sich zur Aufklärung der Versorgungsprobleme eingeschaltet. Eine Arbeitsgruppe der Kommune prüft zudem, wie sich der Missstand beheben lässt.

Problem war schon länger bekannt

Nach vorläufiger Bewertung der Bundesnetzagentur handelt es sich um Fehleinschätzungen bei der Planung. Laut den Stadtwerken wurde nach Assadis Ausscheiden erkannt, "dass erforderliche Maßnahmen zur Vermeidung eines sich lange abzeichnenden Kapazitätsengpasses an der Schnittstelle zum vorgelagerten Hochspannungsnetz, dem Umspannwerk, nicht ergriffen wurden."

Das Problem gehen die Stadtwerke seit 2023 an. Peter Grabowsky, der im April 2023 neu bestellte Geschäftsführer, habe gemeinsam mit dem Bürgermeister umfassende Maßnahmen in die Wege geleitet. Dazu wurde in Kooperation mit dem vorgelagerten Netzbetreiber Edis und der Stadt ein neues, eigenes Umspannwerk geplant, das Ende 2026 in Betrieb gehen soll.

Wie die Stadtwerke andeuten, waren den Verantwortlichen bei den Stadtwerken die Engpässe im Netz deutlich früher bekannt, die Frage ist, warum nicht gehandelt wurde.

Assadi verließ Stadtwerke nach "zerschnittenem Tischtuch" mit Teilen der Lokalpolitik

Assadi kam 2012 zu den Stadtwerken Oranienburg, nach zehn Jahren verließ er diese nach Auseinandersetzungen mit den kommunalen Eigentümern. Kritik schlug Assadi unter anderem entgegen, als er die Gründung einer städtischen Holding in Oranienburg vorschlug und in der Folge Chef der neu geschaffenen Dachgesellschaft wurde.

"Als ich vor zehn Jahren die Führung der Stadtwerke Oranienburg übernommen habe, war das Unternehmen in einer Misere, durchgerüttelt und durchgeschüttelt", erklärte Assadi nach seinem Ausscheiden der ZfK im Interview.

Assadi sagte, er habe das Unternehmen auf Wachstumskurs gebracht, das Ergebnis mehr als verdoppelt, den kulturellen Wandel vorangetrieben. "Doch gerade in den letzten drei, vier Jahren, als dieser Kurs immer mehr Früchte trug, wurde die Kritik aus der Kommunalpolitik immer lauter." Ein konstruktives Miteinander sei nicht möglich gewesen.

Bereits vor seiner Zeit in Oranienburg machte Assadi Schlagzeilen. Als damaliger Teldafax-Vorstand machte er die Finanzprobleme des Unternehmens öffentlich und wurde daraufhin entlassen. Zwei Jahre später war Teldafax pleite. (pfa)