Marktübersicht

"Erwarten starken Schub": Eine Technologie treibt Direktvermarkter besonders um

Oft spielen Batteriespeicher für Stromhändler noch eine untergeordnete Rolle. Dabei hat so mancher namhafter Direktvermarkter für die nächsten zwei, drei Jahre große Erwartungen – und große Pläne.
08.02.2024

Große Direktvermarkter gehen davon aus, dass das Segment Batteriespeicher in den nächsten zwei bis drei Jahren deutlich wachsen wird.

Wohl dem, der schon im vergangenen Jahr Batteriespeicher in seinem Portfolio hatte. Der konnte bei Preisspitzen von minus bis plus 500 Euro pro Megawattstunde (MWh) im Day-Ahead-Handel zeitweise richtig gutes Geld verdienen.

Tatsächlich teilten 20 der bislang 48 teilnehmenden Direktvermarkter bei der diesjährigen ZfK-Umfrage mit, Batteriespeicher im Portfolio zu haben. Der Rest gab an, keine Batteriespeicher zu vermarkten, oder machte keine konkreten Angaben. Die komplette Tabelle finden Sie unter diesem Artikel.

RWE vor Esforin und Energy2Market

Ganz vorne im ZfK-Batterieranking landete der Essener Energieriese RWE, der nach eigenen Angaben 359 Megawatt (MW) vermarktet. Auf Platz zwei reihte sich der Kurzfristspezialist Esforin mit einem Portfolio von mehr als 100 MW ein.

Rang drei belegte der Leipziger Direktvermarkter Energy2Market mit einem Portfolio von 96 MW. Das Handelsunternehmen führte aus, dass sein Fokus in diesem Jahr darauf liege, sein Batteriespeicher-Portfolio weiter zu vergrößern.

Stadtwerke München mit 30 MW Batteriespeicher

Größter kommunaler Direktvermarkter im neuen ZfK-Batterienranking sind die Stadtwerke München, die ein Portfolio von 30 MW bewirtschaften. Die EWE-Handelstochter EWE Trading meldete ein Batterien-Portfolio von 15 MW.

Bei der Mannheimer MVV sind es nach eigenen Angaben bislang 10 MW. Aber auch hier stehen die Zeichen auf Wachstum.

Quadra-Chef: "Batterien für uns enorm wichtig"

Neben der technischen Bedeutung für die Energiewende würden Flexibilitätsprojekte zunehmend an strategischer und wirtschaftlicher Bedeutung gewinnen, sagte Thies Langmaack, Geschäftsführer der MVV-Handelstochter MVV Trading. Sein Unternehmen werde hier zielgerichtet im Markt aktiv sein, um auch hier nachhaltig zu wachsen. "Dies kann im Rahmen von kleineren als auch größeren Projekten erfolgen."

"Batterien sind für uns enorm wichtig", findet auch Thomas Krings, Chef des Düsseldorfer Erneuerbarenhändlers Quadra Energy (Batterien-Portfolio von mehr als 50 MW). "Die Frequenz der Gespräche mit unseren Kunden zum Thema Batterien hat in den vergangenen Monaten auch signifikant zugenommen. Wir gehen in den nächsten zwei, drei Jahren von einem starken Schub in diesem Segment aus."

Statkraft: "Wollen in Deutschland große Rolle spielen"

Mitmischen will künftig auch der Mitbewerber Statkraft Markets (bislang kein eigenes Batterien-Portfolio). Die ersten Verträge würden derzeit verhandelt, meldete er. Im ZfK-Interview wurde Statkraft-Direktvermarktungsexperte Marc Kohlenbach noch deutlicher. "Wir wollen hier in Deutschland eine große Rolle spielen", sagte er. "Wir warten nur darauf, dass der oft angekündigte Hochlauf endlich in die Tat umgesetzt wird."

Im Batterien-Segment wachsen will ferner der Münchner Direktvermarkter Baywa Re (bislang 30 MW). "Batteriespeicher sind bei uns immer mehr im Kommen", sagt Mike Kutzner, der im Unternehmen das Team Key Account Management leitet. "Dieses Thema steht bei uns ganz oben auf der Agenda."

Baywa Re: Alleinstehende Speicher verstärkt im Blick

Derzeit hat Baywa Re nach eigener Aussage vor allem Batteriespeicher aus den Innovationsausschreibungen im Portfolio. Dabei handelt es sich größtenteils um eine Kombination aus Photovoltaikanlagen und Batteriespeichern.

"2024 werden wir stärker auf die Vermarktung von alleinstehenden Speichern schauen", erläutert Kutzner. "Insgesamt gehen wir davon aus, dass der Speichermarkt in den nächsten zwei, drei Jahren stark wachsen wird."

Stadtwerke Rosenheim zurückhaltend

In Zurückhaltung üben sich demgegenüber die Stadtwerke Rosenheim in Südbayern. Sie wollen beim Thema Batteriespeicher erst einmal abwarten.

Geschäftsführer Götz Brühl geht zudem davon aus, dass bei Batteriespeichern langfristig mit sinkenden Margen zu rechnen sei. (Mehr zu den Direktvermarktungsaktivitäten der Stadtwerke Rosenheim in der neuen ZfK-Printausgabe auf Seite 27. Hier geht's zum E-Paper.) (aba)

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