Abwasser

Hanau: Innovative Lösung spart bei Kläranlage Millionen

Mit einer neuen Technik können die in Hessen geforderten Phosphorwerte von 0,4 Gramm pro Kubikmeter erreicht werden. Die Kosten für den Umbau liegen bei 1,5 Mio. statt 35 Mio. Euro.
20.10.2023

Die Nachklärbecken des Klärwerks in Hanau werden derzeit auf den neuesten Stand gebracht.

Die Nachklärbecken des Klärwerks in Hanau werden derzeit auf den neuesten Stand gebracht. Dabei werden die vorhandenen starren Einlaufhauben durch flexible Einlaufsysteme ersetzt. Sie sorgen für einen höhenvariablen Wasserzufluss, der sich an der Schlammhöhe in den Nachklärbecken bemisst.

Die neuen Bauteile ermöglichen dadurch einen gleichmäßigen Wasserzulauf und verursachen weniger Verwirbelungen innerhalb der Becken. Dadurch ist es möglich, die Phosphorwerte im Wasser zu reduzieren. Die Umrüstung erfolgt an den Mittelbauwerken der Nachklärbecken. Dabei wird ein System des Herstellers Hydrograv eingesetzt.

Strenge Phosphorwerte

Dass eine Umrüstung an der Kläranlage überhaupt notwendig wurde, ist auf das Maßnahmenprogramm des Landes zur Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie zurückzuführen. Hanau hatte sich bereits 2014 dazu bereiterklärt, um 20 Prozent geringere Werte einzuhalten, also einen Phosphor-Gehalt von 0,8 Gramm pro Kubikmeter nicht zu überschreiten.

"In der Folge schrieb das Land Hessen jedoch fest, dass der Ablauf des Klärwerks Hanau nur noch 0,4 Gramm Phosphor pro Kubikmeter enthalten darf. Mit den aktuellen Gegebenheiten waren diese Werte nicht mehr einzuhalten", sagt Stadträtin Isabelle Hemsley.

Bau von zusätzlicher Filtrationsstufe erübrigt sich

Auf Basis der derzeitigen Erkenntnisse geht die Stadt Hanau davon aus, dass sich mit den neuen Bauteilen der Reinheitsgrad des Wassers so erhöhen lässt, dass die geforderten Werte erreicht werden.

"Wir setzen vor Ort eine deutlich weniger aufwendige Lösung um, als ursprünglich angedacht. 2020 war vorgesehen, zusätzliche Belebungsbecken und eine Filtrationsstufe zu bauen, um die geforderten Ziele zu erreichen“, erklärt Hemsley.

Testphase ab 2024

„Stattdessen setzen wir nun auf eine neue Technik innerhalb der bestehenden Nachklärbecken. Statt ursprünglich geplanten 35 Millionen Euro kostet die Umbaumaßnahme damit nur noch 1,5 Millionen Euro“, so die Stadträtin.

Mit einem Abschluss der Umbauarbeiten ist Anfang 2024 zu rechnen. In der Folge beginnen dann Einfahr- und Testphasen, in denen die Phosphorwerte genauestens dokumentiert werden.

Unterstützung aus Darmstadt

Das Regierungspräsidium Darmstadt unterstützt die Maßnahme, indem sie von 2023 bis 2025 auf die Abwasserabgabe in Höhe von jeweils 400.000 Euro verzichtet. Außerdem erteilte sie eine Einleitgenehmigung bis Ende 2024.

„Das gibt uns finanziellen Spielraum und genügend Zeit, die neue Anlage in der Praxis ausreichend zu testen. Auch können wir, sollte dies notwendig sein, noch zusätzliche Maßnahmen ergreifen, um dann ab 2025 in jedem Fall die geforderten Werte einzuhalten", sagt Hemsley abschließend. (hp)