Strom

Deutsche Stromimporte: Der Aufstieg der Skandinavier

Den fünften Monat in Serie bleibt Deutschland Netto-Stromimportland. Die meisten Mengen kommen dabei aus Dänemark. Größter Profiteur der Lage dürfte allerdings ein anderes Land sein.
02.10.2023

Blick auf das Vattenfall-Wasserkraftwerk Tuggen. Die Stromimporte aus Skandinavien haben in den vergangenen Monaten noch einmal zugenommen.

Deutschland ist auch im September Stromimportland geblieben. Den fünften Monat in Serie wurde netto Elektrizität in die Bundesrepublik eingeführt. Zum Vergleich: Noch im vergangenen Jahr war Deutschland jeden einzelnen Monat Netto-Stromexporteur.

Nach vorläufigen Daten der Fraunhofer-Plattform Energy-Charts wurden im September 4,5 TWh importiert. Das war nach August der zweithöchste Monatswert in diesem Jahr.

Dänemark vor Frankreich und Schweiz

Erneut führte Dänemark das Ranking der wichtigsten Stromlieferanten für Deutschland an. 1,2 TWh wurden von dort netto importiert. Platz zwei belegte Frankreich (0,9 TWh), gefolgt von der Schweiz (0,8 TWh),  Norwegen (0,7 TWh) und den Niederlanden (0,4 TWh).

Fast gleichauf lagen Tschechien (0,28 TWh), Schweden (0,25 TWh) und Belgien (0,24 TWh). Aus Polen wurden lediglich 0,13 TWh netto importiert.

Österreich wieder Netto-Stromimporteur

Im Handel mit Österreich und Luxemburg überwogen die deutschen Exporte.

Im Mai, Juni und August hatte Österreich in diesem Jahr ebenfalls mehr Strom nach Deutschland verkauft als von dort abgenommen. Das war eine Premiere.

Blick auf skandinavische Wasserreservoirs

Das Ranking zeigt, wie wichtig inzwischen der skandinavische Stromerzeugungsmarkt für Deutschland geworden ist. Gleich drei Monate hintereinander wurden von Dänemark, Norwegen und Schweden zusammen mehr als zwei TWh Strom netto importiert – ein Novum.

Dass Skandinavien für die deutsche Stromversorgungssicherheit eine herausragende Stellung einnimmt, zeigte sich auch beim Strommarkt-Forum der deutschen Übertragungsnetzbetreiber. Neben dem Füllstand der deutschen Gasspeicher, der Verfügbarkeit des französischen Kernkraftwerksparks und den Steinkohlepreisen wurden hier die Wasserreservoirs im hohen Norden analysiert. Diese seien "gut gefüllt", hieß es. Insbesondere in Schweden und Norwegen spielen Wasserkraftwerke bei der Stromerzeugung eine große Rolle.

Norwegen: Fast 100 Prozent erneuerbar

Die Stromimporte aus Skandinavien sind deutlich gestiegen, seitdem das norwegische Stromnetz über Nordlink 2021 mit Deutschland verbunden ist. Der größte Profiteur der vergangenen Monate dürfte tatsächlich auch Norwegen sein. Das Land war in diesem Sommer ausschließlich Netto-Stromexporteur. Auch nach Dänemark und Schweden wurde mehr Strom ver- als von dort gekauft. Im September betrug der Überschuss 3,0 TWh, im August sogar 3,2 TWh – ein Rekordwert.

Das Königreich erzeugte im vergangenen Monat Strom zu 99 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Den mit Abstand größten Anteil steuerte Speicherwasser bei (66 Prozent). Dahinter folgten Laufwasser (24 Prozent) und Wind an Land (9 Prozent). Ein Prozent der Strommenge stammte aus Erdgas.

Neuer Rekord bei Photovoltaik

In Deutschland steuerten erneuerbare Energien im September 59 Prozent zum öffentlichen Nettostrommix bei, wie Energy-Charts-Daten zeigen. Photovoltaikanlagen erzielten aufgrund vieler sonniger Tage sogar neue Höchstwerte für diese Jahreszeit.

Nach Angaben des Deutschen Wetterdiensts wies der September mit rund 247 Sonnenstunden die zweithöchste Zahl an Sonnenstunden für einen September seit 1951 auf. In der Folge produzierten nach Energy-Charts-Angaben Photovoltaik-Anlagen 6,9 TWh öffentlichen Nettostrom.

Stromnachfrage schwächelt

Demgegenüber belasteten hohe CO2- und Brennstoffpreise einmal mehr konventionelle deutsche Kraftwerke. Stein- und Braunkohleverstromung fielen auf einen neuen September-Tiefstand.

Auch die Stromnachfrage schwächelte. 36,4 TWh Strom flossen im September durch die öffentlichen Netze. Das war noch einmal eine TWh weniger als im Vorjahreszeitraum. (aba)

Info: Täglich aktualisierte Energiemarktdaten und -grafiken finden Sie hier im ZfK-Datenraum, der in Kooperation mit dem Berliner Datenspezialisten Energy Brainpool befüllt wird.