Strom

Enervis: Studie über Marktparität

Seit vergangenem Jahr häufen sich Wind-Onshore- und Photovoltaik-Projekte in Europa, die ohne staatliche Förderung auskommen. Die Analysten von Enervis haben die Situation in den europäischen Ländern untersucht. Und warnen vor Kannibalisierungseffekten.
21.02.2019

Strom aus frischer Luft: Trianel setzt auf Onshore-Stromerzeugung – hier der Windpark Vogelherd.

Das Consulting-Unternehmen Enervis Energy Advisors hat eine Studie über die Erreichung von Marktparität in Europa der Energieträger Photovoltaik (PV) und Wind Onshore erstellt. Schließlich sind im vergangenen Jahr schon viele Projekte ohne staatliche Fördersysteme umgesetzt worden.

Für die Studie hat Enervis die historischen Erlöse von Onshore Wind und PV seit dem Jahr 2015 in mehr als 20 Stromgroßhandelsmärkten in der EU analysiert. Die möglichen Einnahmen aus Stromverkäufen wurden mit den Gesamtkosten für Investition, Finanzierung und Betrieb neuer Wind- und PV-Anlagen in den jeweiligen Ländern verglichen. Dieser Vergleich zeigte, zu welchem Zeitpunkt die Gesamtkosten erneuerbarer Projekte ausschließlich durch den Stromverkauf gedeckt werden können, also die sogenannte Marktparität erreicht ist.

PV ist gerade in Südwest-Europa interessant

Ergebnis der Studie von Enervis ist, dass in neun europäischen Märkten die Marktparität für PV oder Wind Onshore bereits heute gegeben ist. Große PV-Projekte sind vor allem in den südwestlichen europäischen Ländern wie Frankreich, Spanien oder Italien schon ohne Förderung umsetzbar. Wind-Onshore-Projekte sind in den Niederlanden, Großbritannien und Irland ohne staatliche finanzielle Unterstützung möglich. Weitere Märkte wie beispielsweise Deutschland, Skandinavien und Polen stehen an der Schwelle zur Marktparität, heißt es bei Enervis. Auch hier werden sich erneuerbare Projekte in naher Zukunft zunehmend alleine über den Stromverkauf realisieren lassen. Dies bedeute aber auch, dass die zukünftigen Ausbaupfade erneuerbarer Energien in Europa weniger von nationalen Zielen, sondern durch den wirtschaftlichen Ausbau getrieben werden, gibt Enervis zu bedenken.

Gleichzeitig weist Enervis auf sogenannte Kannibalisierungseffekte hin: Da die Stromproduktion von Wind- und PV-Anlagen von der Verfügbarkeit von Wind und Sonne abhängt, erzeugen die Erneuerbaren Kapazitäten innerhalb eines Marktes mit hoher Gleichzeitigkeit. Infolgedessen sinken die Strommarkterlöse gegenüber dem durchschnittlichen Strompreisniveau in den untersuchten Strommärkten relativ gesehen ab. So zeigten beispielsweise Deutschland, Dänemark und Teile Italiens bereits 2018 Kannibalisierungsverluste von 10 bis 20 Prozent für Onshore Wind gegenüber dem durchschnittlichen Strompreis.

Die Studie ist kostenlos über die Homepage von Enervis erhältlich. (al)