Strom

PV-Ausbau kommt in Metropolen deutlich schneller voran

Leipzig knackt erstmals 90-Prozent-Marke und belegt den ersten Platz. Dresden und Köln auf geteiltem zweitem Platz, wie der Solarcheck 2023 des Ökostromanbieters Lichtblick zeigt.
18.09.2023

Lichtblick hat den Ausbau von PV-Anlagen auf Dächern untersucht. (Symbolbild)

Das PV-Potenzial auf Neubaudächern ist riesig. Dabei kommt der PV-Ausbau in Metropolen deutlich schneller voran, als in kleineren Städten, wie der "Solarcheck" des Ökostromanbieters Lichtlick zeigt. Das Unternehmen hat zum vierten Mal in Folge die 14 größten Städte Deutschlands näher untersucht.

Lichtblick hat dabei das Verhältnis der Fläche neu errichteter Solaranlagen zu den neu gebauten Dachflächen ermittelt. Der so ermittelte Solar-Faktor soll zeigen, wie ambitioniert der Solarausbau in den einzelnen Metropolen vorangetrieben wird.

Leipzig über 90 Prozent

Das Ergebnis: Im Durchschnitt liegt der Solar-Faktor bei 51,2 Prozent – rund die Hälfte des PV-Potenzials neuer Dachflächen wird also genutzt. Sieben Metropolen erreichen einen Solar-Faktor von über 50 Prozent, fünf davon liegen deutlich darüber. Erstmals liegt im Ranking keine Metropole bei unter 20 Prozent.

Ebenfalls neu: Mit Leipzig (91,3 Prozent) erreicht erstmals eine Metropole einen Solar-Faktor von über 90 Prozent. Auch Dresden und Köln können sich im Vergleich zum Vorjahr klar verbessern und landen mit 73,8 Prozent auf dem geteilten zweiten Platz. Essen liegt auf dem vierten Platz (71,3 Prozent), Vorjahressieger Nürnberg verliert sieben Plätze und schafft es nur noch auf Platz acht (48,1 Prozent). 

Frankfurt verschlechert

Zwar landen die Millionenstädte Berlin (Platz 10 mit 36 Prozent), Hamburg (Platz 12 mit 25,1 Prozent) und München (Platz 13 mit 24,6 Prozent) erneut in der unteren Tabellenhälfte. Allerdings können die Metropolen ihren jeweiligen Solar-Faktor teils deutlich verbessern.

Nur wenige Städte haben sich im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert - darunter Frankfurt. In der Mainmetropole kommt der PV-Zubau auf neuen Dachflächen am langsamsten voran (22,8 Prozent). Die Stadt landet damit auf dem letzten Platz.

Knapp 9 kWp

Auch die durchschnittliche Leistungsfähigkeit der neu installierten Solaranlagen steigt weiter an. Pro 1000 Einwohner beträgt die PV-Leistung demnach 8,97 kWp – ein Plus von sieben Prozent. 2022 waren es noch 8,36 kWp auf 1000 Einwohner.

Allerdings ist der Zubau neuer Dachflächen bundesweit zum ersten Mal rückläufig. Im Vergleich zum Vorjahr stehen rund 500.000 m2 Dachfläche weniger für den PV-Ausbau zur Verfügung. Gründe hierfür sind wohl Lieferengpässe und Rohstoffknappheit im Bausektor sowie die erhöhte Nachfrage nach Baumaterialien während der Corona-Pandemie, teilt Lichtblick mit und beruft sich auf Daten des Statistischen Bundesamtes.

Anlagen mit großer Wirkung

Mehrere Metropolen können zudem mit dem Bau weniger Großanlagen viel PV-Leistung erzielen. Besonders deutlich wird dies beim sechstplatzierten Bremen: Drei Viertel der neu gebauten PV-Kapazität entfallen hier auf Großanlagen über 100 kWp.

Auch in Leipzig und Essen, beides Metropolen unter den Top Vier, nehmen Großanlagen einen nennenswerten Anteil der neugebauten PV-Leistung ein (Leipzig: 47,1 Prozent / Essen: 47,9 Prozent). Große Anlagen sorgen in allen drei Metropolen für einen höheren Solarfaktor – und damit für eine bessere Platzierung.

Hannover fällt aus

Doch nicht alle Metropolen setzen beim PV-Ausbau auf Großanlagen. In Dresden, Berlin, Hamburg, München und Frankfurt ist der Anteil an Großanlagen vergleichsweise gering, in Hannover ist er gleich null. In diesen Städten hat der PV-Ausbau in der Breite stattgefunden. Dresden gelang dies wie im Vorjahr mit einem guten Solar-Faktor, heißt es.

In zehn Bundesländern gibt es zudem bereits eine meist partielle Solarpflicht mit zum Teil verschiedensten Ausnahmeregelungen. In den übrigen Bundesländern fehlen derzeit Pläne zur Einführung einer Solarnutzungspflicht.

Keine bundesweite Pflicht

"Neben lokalen Initiativen könnte eine bundesweite Solarnutzungspflicht den PV-Ausbau weiter beschleunigen", sagt Michael Liesner-Düning, Coordinator Energy & Climate Policy bei Lichtblick. "Das gilt besonders für Bundesländer, in denen noch keine Regelungen zur PV-Pflicht beschlossen wurden."

Außerdem könne eine Solarnutzungspflicht mit Mindeststandards über alle Bundesländer hinweg einen garantierten, flächendeckenden Ausbau absichern, so Liesner-Düning weiter. (jk)