Wärme

Parchim will mit Wasser aus zwei Kilometern Tiefe heizen

Lastwagen mit Schwingungsplatten sind in der rund 18.000 Einwohner zählenden Kreisstadt unterwegs. Sie sollen den Untergrund erkunden, denn Parchim will Wasser aus der Tiefe zum Heizen nutzen.
17.08.2024

Geothermie könnte in der Kleinstadt Parchim fossile Energiequellen wie Gas ersetzen.

Parchim setzt als eine weitere Stadt in Mecklenburg-Vorpommern auf Geothermie für die Erzeugung von Fernwärme. Den Plänen der Stadtwerke zufolge soll ab 2028 heißes Wasser aus 2.000 bis 2.300 Metern Tiefe gefördert werden, wie der Technische Leiter Marcel Götting sagte. Bisherigen Erkundungen zufolge könnte das Wasser 95 bis 100 Grad heiß sein. Über Wärmetauscher soll das Thermalwasser das Wasser des Fernwärmenetzes erhitzen.

Bei ihren Plänen können sich die Parchimer auf Erkundungen des Bodens aus DDR-Zeit stützen. Allerdings seien diese Messungen nicht zu 100 Prozent aussagefähig, sagte Götting. Deshalb werde diese Woche der Untergrund in Parchim mit zwei sogenannten Vibro-Trucks vermessen. Eine Schwingungsplatte unter den Spezial-Lkws sende Schwingungen in den Boden, deren Verlauf gemessen werde. Daran könnten Experten erkennen, ob Hindernisse zwischen der Oberfläche und der Schicht liegen, in denen die heiße Thermalsole ist. Das könnten etwa Salzstöcke oder Gipslinsen sein. Dort wäre eine Bohrung erfolglos. Da eine Bohrung teuer ist, sollen Fehlschläge vermieden werden.

Fördermittel vom Bund

Nach Göttings Worten hängen derzeit ein Drittel aller Haushalte in Parchim am Fernwärmenetz, an dessen Ausbau jedoch gearbeitet werde. Die Geothermie soll fossile Energiequellen wie Gas ersetzen. Die Nutzung von Erdwärme sei in Parchim schon 2012 einmal angedacht gewesen, sagte Götting. Jedoch sei das damals nicht wirtschaftlich gewesen. Jetzt gebe es vom Bund Fördermittel.

In Norddeutschland sind die Bedingungen für die Nutzung der Geothermie gut. In Mecklenburg-Vorpommern fördern mehrere Stadtwerke warmes Wasser aus der Tiefe für die Erzeugung von Fernwärme, zum Beispiel in Neustadt-Glewe, Neubrandenburg und Schwerin. In Waren an der Müritz nahm 1984 die nach Angaben der dortigen Stadtwerke erste deutsche Anlage im Megawatt-Bereich ihren Betrieb auf und begründete damit die Ära der Nutzung der Tiefen Geothermie für die Wärmeversorgung in Deutschland. Laut Bundesverband Geothermie sind in MV weitere sechs Projekte in Planung. (dpa/amo)