Karriere

Arbeitsbelastung als Hauptgrund für Jobwechsel

Eine aktuelle Studie offenbart besorgniserregende Fakten: In Deutschland erwägt jeder dritte Beschäftigte, seinen Arbeitgeber zu wechseln – wobei vor allem junge Beschäftigte hervorstechen.
03.07.2024

Mit ihrer Work-Life-Balance sind 51 Prozent der Wechselwilligen unzufrieden, bei den Nicht-Wechslern sind es nur 20 Prozent.

 

Eine erhöhte Arbeitsbelastung führt oft zu einem Jobwechsel. Das zeigt der aktuelle Jobwechsel-Kompass, den die Königsteiner Gruppe quartalsweise in Zusammenarbeit mit der Online-Jobbörse stellenanzeigen.de durchführt.

Demnach sind 32 Prozent der Beschäftigten in Deutschland wechselbereit – genauso viele wie vor einem Jahr. Bei den 18- bis 29-Jährigen liegt die Quote sogar bei 46 Prozent.

Wechselwillige klagen über Stress

Ein Hauptgrund für diese hohe Wechselbereitschaft ist die Überlastung am Arbeitsplatz: 55 Prozent der wechselwilligen Beschäftigten empfinden ihre Arbeitsbelastung als zu hoch, während es bei denjenigen, die keinen Wechsel planen, nur 28 Prozent sind.

Zudem fühlen sich 70 Prozent der potenziellen Jobwechsler gestresst, verglichen mit 41 Prozent derjenigen, die bleiben wollen. Mit ihrer Work-Life-Balance sind 51 Prozent der Wechselwilligen unzufrieden, bei den Nicht-Wechslern sind es nur 20 Prozent.

Paradoxe Situation am Arbeitsmarkt

Trotz der hohen Wechselbereitschaft sind viele Beschäftigte mit ihrem Arbeitgeber zufrieden. Fast zwei Drittel (65 Prozent) bewerten ihren aktuellen Arbeitgeber positiv. Und selbst unter den Wechselwilligen fühlen sich noch 39 Prozent der Befragten wohl in ihrem Arbeitsumfeld.

"Wir erleben derzeit eine paradoxe Situation auf dem Arbeitsmarkt. So haben wir es mit einer anhaltend hohen Wechselbereitschaft zu tun, die einhergeht mit einer ebenso hohen Arbeitgeberzufriedenheit", erklärt Nils Wagener, Geschäftsführer der Königsteiner Gruppe.

Viele wollen die gute Marktlage nutzen

Das sei für viele Unternehmen durchaus beunruhigend, weil sie trotz umfangreicher Arbeitgeberleistungen mit einer steigenden Mitarbeiterfluktuation rechnen müssen. "Hintergrund dieser Situation ist sicher, dass viele Beschäftigte ihre gute Marktposition, die ihnen der Fachkräftemangel beschert, ausnutzen möchten“, so Wagener.

Dazu passt, dass 65 Prozent der Befragten glauben, gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Bei den Wechselwilligen sind sogar 69 Prozent davon überzeugt, gegenwärtig besonders gefragt zu sein.

Mehrheit mit Work-Live-Balance zufrieden

Insgesamt ist die Mehrheit aller Beschäftigten mit ihrer Work-Life-Balance zufrieden: 69 Prozent trennen Arbeit und Privatleben gut. Auch 55 Prozent der Jobwechsler sehen das so.

Und 43 Prozent fühlen sich dabei von ihrem Arbeitgeber unterstützt (gesamt 56 Prozent). 62 Prozent aller Befragten geben zudem an, dass sie sich aktuell ausreichend um ihre körperliche Gesundheit kümmern, was auch 51 Prozent der Wechselwilligen bestätigen.

Das Arbeitspensum im Blick behalten

„Die Zahlen zeigen, dass viele Mitarbeitende durchaus einen Weg finden, sich mit ihrem Stresslevel nach der Arbeit auseinanderzusetzen und dieses zu verarbeiten. Trotzdem ist das Stressgefühl gerade bei denjenigen, die mit einem Jobwechsel liebäugeln, besonders hoch", erläutert Peter Langbauer, Geschäftsführer von stellenanzeigen.de.

Sieben von zehn potenziellen Jobwechslern verspürten eine Überbelastung. Für Arbeitgeber bedeutet das, dass vor allem ihre Führungskräfte das Arbeitsaufkommen ihrer Belegschaften im Blick behalten sollten, wenn sie wertvolle Mitarbeitende nicht verlieren möchten“, rät Langbauer. (sh)