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Berlin ist die Stadt mit der höchsten Büronutzung

Die Hauptstadt hat mit 84 Prozent die höchste Return-to-Office-Rate (RTO), d.h. die aktuelle Büropräsenz im Verhältnis zur Zeit vor Corona. Bundesweit variiert die Quote stark in Abhängigkeit von der Anzahl der Beschäftigten.
10.10.2023

Die Begeisterung fürs Home Office lässt in Berlin anscheinend nach.

Die Rückkehrquote ins Büro liegt im Durchschnitt der sieben Bürohochburgen bei 79 Prozent. Unterdurchschnittliche RTO-Raten weisen Frankfurt (73 Prozent), Düsseldorf (76 Prozent) und München (77 Prozent) auf. Das sind Ergebnisse einer von JLL (Jones Lang LaSalle) durchgeführten Onlinebefragung von 1.540 Bürobeschäftigten im Juli und August 2023.

An 3,2 Tagen pro Woche suchen Bürobeschäftigte in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart für die Arbeit durchschnittlich das Firmenbüro auf. Vor der Coronapandemie lag die durchschnittliche Anwesenheit im Büro bei vier Tagen. Besonders häufig sind die Beschäftigten in Berlin vor Ort: Hier liegt die Anwesenheitsquote bei 3,55 Tagen, in Düsseldorf und Frankfurt dagegen nur bei knapp drei Tagen.

"Der Effekt der Pendelzeiten für die Entscheidung des Arbeitsorts ist weniger ausschlaggebend als häufig angenommen."
Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany

Größe der Belgschaft und Lage des Hauptsitzes der Firma entscheidend

Kleine Standorte mit einem bis neun Beschäftigten weisen mit 93 Prozent eine besonders hohe Rückkehrrate auf. Bei großen Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten sind es nur 69 Prozent. Auch die Zugehörigkeit zu einem internationalen Konzern scheint eine wesentliche Rolle bei der RTO-Rate zu spielen. Sie liegt in Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland mit 81 Prozent wesentlich höher als in Unternehmen mit Hauptsitz im Ausland (67 Prozent).

Pendelzeiten werden offenbar überbewertet

Wie wichtig ist die Lage des Büros und die Entfernung zum Wohnort? Die Studie zeigt, dass dies kaum eine Rolle spielt. Lediglich in Berlin liegt die Rückkehrquote von Bürobeschäftigten, die im Umland wohnen, deutlich unter der von Beschäftigten, die in der Stadt wohnen.

Für Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany, ein überraschendes Ergebnis: „Das bedeutet, dass der Effekt der Pendelzeiten für die Entscheidung des Arbeitsorts weniger ausschlaggebend ist als häufig angenommen. Zumal es auch bei denjenigen, die flexibel entscheiden können, von wo aus sie arbeiten, keinen Trend gibt, dass sie vermehrt zu Hause bleiben. Das spricht für das Büro als Arbeitsplatz.“

Wahl des Arbeitsplatzes hängt stark von der Branchenzugehörigkeit ab

Der Studie zufolge ist die Rückkehr ins Büro relativ stark ausgeprägt in den Branchen Marketing/Kultur/Medien (86 Prozent), Dienste/Erziehung/Gesundheit (85 Prozent) sowie Bau-, Grundstücks- und Wohnungswesen (85 Prozent), während die Rate bei Angestellten der Telekommunikations- und IT-Branche nur 53 Prozent beträgt.

„Beschäftigte dieser Branche suchen ihr Büro aktuell an nicht einmal zwei Tagen pro Woche auf. Interessanterweise sind es gerade diese Tech-Unternehmen, die in den USA ihre Angestellten vermehrt zurück ins Büro rufen, und erste Anzeichen für eine Wiederbelebung der Belegungsquoten deuten darauf hin, dass diese Appelle wirken. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser Trend auch in den deutschen Büroetagen dieser Branche zeigen wird“, erläutert Scheunemann. (bs)