Karriere

Die Personalabteilung muss sich neu erfinden

Für eine erfolgreiche Transformation muss sich auch HR verändern: weg von Dienstleistungen und Prozessen hin zu einer Organisation, die den Menschen im Arbeitsalltag in das Zentrum stellt. Gastbeitrag von Nicole Elert und Sebastian Gemeinhardt von PwC.
22.07.2024

Die Strukturen in Personalabeteilungen sind häufig noch zu starr und auf traditionelle HR-Produkte ausgerichtet.

Mangelndes Engagement der Mitarbeitenden kostet Firmen weltweit 7,8 Billionen US-Dollar. Die HR-Funktion ist eine derjenigen Funktionen im Unternehmen, die dies mitverändern und zu einem Paradigmenwechsel beitragen kann. Weg von einer nach innen gerichteten Dienstleistungsorganisation hin zum Entwickler und Treiber der Mitarbeitendenerfahrung im gesamten Unternehmen, wodurch HR aktiv positiven Einfluss auf die Wertschöpfung und Produktivität im Unternehmen nimmt.

Die heutigen noch vorherrschenden Strukturen der HR-Funktion, die oft starr und auf traditionelle HR-Produkte ausgerichtet sind, sind dafür nicht mehr geeignet. Zu häufig geht der Blick nach „innen“ auf das eigene Tagesgeschäft. Der Blick nach „außen“ auf die eigenen „Kunden“ im Unternehmen – die Mitarbeitenden – und deren Erfahrungen (Experience) mit der HR-Funktion rückt noch zu oft in die hintere Reihe.

  • Nicole Elert, Rechtsanwältin und Fachanwältin für Arbeitsrecht, Partnerin der PricewaterhouseCoopers GmbH WPG

Zu komplexe HR-Systeme

Im Laufe der Jahre ist für viele Mitarbeitende die Arbeitsumgebung und Interaktion mit HR zudem durch eine Vielzahl von eingeführten Systemen, Anwendungen, Informationsquellen und Selfserviceangeboten zunehmend komplexer geworden und manchmal auch nicht mehr handhabbar. Bereits der Zugriff auf HR-Informationen und -Dienstleistungen kann eine echte Herausforderung darstellen.

Um wirklich Einfluss auf das Engagement und die Arbeitserfahrungen der Mitarbeiter nehmen zu können, muss sich die HR-Funktion daher selbst neu aufstellen. Die HR-Funktion muss sich als "immersive People Funktion" verstehen.

Neue Tools nützen KI

Als "PeoplEX-HR-Funktion" stellt sie die Menschen in das Zentrum und zielt darauf ab, die Erfahrungen der Mitarbeitenden, der Führungskräfte und des Betriebs im Hinblick auf ihren Alltag am Arbeitsplatz zu verbessern. Dabei stehen Individualität, Teilhabe und Flexibilisierung durch gezielte Interventionen auf Basis von Belegschaftsdaten im Mittelpunkt.

Der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) im Arbeitsalltag von HR kann hierbei ein sogenannter Gamechanger sein. Dies betrifft vor allem die Administration und die Bereitstellung traditioneller HR-Produkte entlang des Mitarbeitenden-Lebenszyklus. Datengestützt und eingebettet in eine technische Ebene aus Experience-Lösungen und KI treibt und unterstützt HR dann die Weiterentwicklung einer modernen und positiven Arbeitserfahrung, managt Produktivität, Arbeitsplatzgestaltung und Arbeitsumgebungen und mischt sich ein in die Entwicklung von bereichsspezifischen Talent- und Skill-Agenden.

Vorteile für Führungskräfte

Als PeoplEX-Funktion wird die Grenze zwischen den einzelnen Anwendungen aufgelöst. HR-Informationen und -Anwendungen sind direkt in die alltägliche Arbeitsumgebung der Mitarbeitenden integriert und aufrufbar. Durch einen zentralisierten und personalisierten Hub können Mitarbeitende in ihrer vertrauten Umgebung beispielsweise auf HR-Dienstleistungen zugreifen oder HR-AI-Applikationen nutzen, ohne ihre operative Umgebung zu verlassen. Ein Beispiel ist hier die Vollintegration der HR-Services in die Microsoft-Teams-Umgebung.

Aber auch Führungskräfte profitieren direkt. Sie können ein sogenanntes technisches Ökosystem nutzen. Dies bedeutet nichts anderes, als zentral anwenderorientierte Lösungen in Form eines virtuellen Führungs-Hubs mit wichtigen Tools für Führungskräfte, wie z. B. standardisierte und validierte Kurzumfragen, die eine Bewertung der aktuellen Situation im Team ermöglichen, oder AI-Anwendungen, welche Zielsetzung und Kommunikation unterstützen. Für die technische Umsetzung des PeoplEX Ökosystems bietet sich z. B. die Microsoft-Viva-Software für die HCM-Cloud an.

Aber wie gelingt die Transformation?

Es geht nicht um eine schrittweise Weiterentwicklung der HR-Funktion mit Fokus auf die weitere Optimierung bestehender Abläufe, sondern um eine Erweiterung des Aufgabenbereichs von HR und eine neue Blickrichtung auf den Mehrwert, den HR bietet. Weg von Dienstleistungen und Prozessen, hin zu einer Organisation, die den Menschen und dessen Erfahrungen im Arbeitsalltag in das Zentrum seiner Aktivitäten stellt. (hp)