Karriere

Flexible Formate für die interne Kommunikation

Der Austausch mit einer vielfältigen Belegschaft ist eine besondere Herausforderung. Die Berliner Wasserbetriebe und die Berliner Stadtreinigung geben Einblicke in ihre Strategien.
23.07.2024

BSR hat 2023 in der Kategorie "interne Kommunikation" den Deutschen Preis für Wirtschaftskommunikation gewonnen. Links im Bild die Vorstandsvorsitzende des BSR-Vorstands Stephanie Otto

"Ob ick jefracht werde, ob ick zufrieden bin? Ditt weeß ick nich. Aber dass ick zufrieden bin, ditt weeß ick“, antwortet ein BSR-Mitarbeiter lachend. Diese ehrliche Aussage spiegelt wider, wie manche Beschäftigte die Kommunikationsbemühungen im Unternehmen wahrnehmen. Noch immer erscheint es einigen bisweilen, als kämen Anweisungen nur „von oben“. Auf welche Methoden setzen die Berliner Wasserbetriebe und die Berliner Stadtreinigung, um dem entgegenzuwirken?

Austausch bei den Berliner Wasserbetrieben

Astrid Hackenesch-Rump, Pressesprecherin der Berliner Wasserbetriebe, bringt es auf den Punkt: „Bei 4600 Mitarbeiter:innen benötigen wir verschiedene Kommunikationsformen, die über klassische Hierarchien hinausgehen.“ Das Unternehmen setzt sowohl auf Top-down- als auch auf Bottom-up-Kommunikation, abhängig vom Thema und der Kommunikationsart.

  • Digital und nah
    Neben etablierten Strukturen zur Weitergabe von Vorstandsentscheidungen und formellen Richtlinien für Mitarbeitergespräche gibt es zahlreiche informelle, digitale Formate. Ein Beispiel ist die "Agile Community", in der über Abteilungsgrenzen hinweg gearbeitet wird. Besonders deutlich wird dies im Podcast „Zwei von uns“, in dem Vorstandschef Christoph Donner mit der Kollegin Bianca Mimietz, die kürzlich die Leitung eines Wasserwerks übernommen hat, über aktuelle Themen diskutiert.
  • Mitarbeitermeinung als Motor
    Alle drei Jahre werden die Mitarbeiter:innen umfassend zu ihrer Zufriedenheit befragt. Die Ergebnisse dieser Befragungen werden sorgfältig ausgewertet und führen oft zu abteilungsübergreifenden Veränderungen. „Wir stellen sicher, dass notwendige Veränderungen nicht nur angestoßen, sondern auch durchgeführt werden“, betont Hackenesch-Rump.
  • Ideen von allen
    Besonders stolz sind die Berliner Wasserbetriebe auf ihr Ideenmanagement. Mehrfach ausgezeichnet, bietet es den Mitarbeiter:innen die Möglichkeit, ihre Ideen direkt in Unternehmensentscheidungen einzubringen und am finanziellen Erfolg beteiligt zu werden.

Transparenz bei der Berliner Stadtreinigung

Die Berliner Stadtreinigung betont den Wert von Respekt und Offenheit in der Unternehmenskommunikation. „Transparenz und eine offene Kommunikation sind unser Maßstab – für alle Beschäftigten und in jede Richtung“, heißt es.

  • Verbindende Kanäle
    Die Regelkommunikation der BSR ist vielfältig: von Präsenztreffen wie Frühansprachen über digitale Dialogformate bis hin zu einer Beschäftigten-App und -Zeitschrift. Über die Beschäftigten-App haben alle Zugriff auf spezifische Kanäle für verschiedene Organisationseinheiten und somit die Möglichkeit zur schnellen, internen Information und zum Austausch untereinander.
  • Transparenz fördert Vertrauen
    Seit zehn Jahren werden regelmäßig Zufriedenheitsumfragen durchgeführt. Die Ergebnisse und Fortschritte daraus sind jederzeit digital über die App einsehbar. Diese Transparenz fördert Vertrauen und zeigt den Mitarbeiter:innen, dass ihre Meinung zählt
  • Ideenlabor
    Auch die BSR setzt auf Innovationskultur. Ein internes Ideenlabor, das „Team Orange“, bietet Raum für kreative Vorschläge. Diese Bemühungen wurden mehrfach ausgezeichnet, was die Wirksamkeit des Konzepts unterstreicht.

Top-down versus Bottom-up

Top-down-Kommunikation ist effizient und ermöglicht es, klare Anweisungen, Ziele und Erwartungen zu vermitteln. Dies ist besonders in Notfällen oder bei kurzfristigen Entscheidungen wichtig. Ein Beispiel ist die Bekanntgabe neuer Richtlinien durch Rundschreiben oder Meetings, bei denen die Führungsebene die finalen Informationen weitergibt. Ein Nachteil dieses Ansatzes ist die möglicherweise eingeschränkte Mitarbeiterbeteiligung, was zu Frustration und Unzufriedenheit führen kann, wenn sich die Beschäftigten übersehen fühlen.

Bottom-up-Kommunikation fördert eine offene Struktur, bei der Mitarbeitende aktiv Feedback, Ideen und Informationen weitergeben. Dies stärkt das Teamgefühl und nutzt das Wissen und die Perspektiven der Beschäftigten. Regelmäßige Feedback-Sitzungen, Ideenwettbewerbe und Mitarbeiterbefragungen sind Beispiele für diesen Ansatz. Ein Vorteil dieser Methode ist die stärkere Einbindung der Beschäftigten, was oft zu innovativen Lösungen führt. Allerdings kann dieser Ansatz die Entscheidungsfindung verlangsamen, da die Informationen durch mehrere Hierarchieebenen gehen müssen.

Fazit

Die ideale Kommunikationsstrategie kombiniert Elemente von Top-down- und Bottom-up-Kommunikation. Diese ausgewogene Mischung ermöglicht es, klare Richtlinien und Ziele zu kommunizieren und gleichzeitig die Partizipation und das Engagement der Mitarbeiter:innen zu fördern. Die Berliner Wasserbetriebe und die Berliner Stadtreinigung zeigen, dass eine flexible Anpassung der Kommunikationsform je nach Situation und Unternehmenskultur das Geheimnis eines zukunftsweisenden Managements ist. (af)