Karriere

So entgeht man dem Post-Urlaubs-Blues

Nach dem Urlaub will man eigentlich voll motiviert in den Arbeitstag starten. Aber häufig ist man eher abgeschlagen und lustlos. Was dahinter steckt und wie man dem entgegenwirkt, weiß Stressexpertin Carola Kleinschmidt.
28.06.2024

Etwa jeder dritte Deutsche kämpft nach seinem Urlaub mit einem Stimmungstief.

Der erste Arbeitstag nach dem Urlaub kann herausfordernd sein. Nach dem Strandurlaub, der Bergwanderung oder dem Städtetrip muss man jetzt wieder arbeiten – was nicht immer einfach ist. Damit ist man allerdings keineswegs allein: Etwa jeder dritte Deutsche kämpft nach seinem Urlaub mit einem solchen Stimmungstief.

Weil der Post-Urlaubs-Blues in der Regel ein vorübergehendes Phänomen ist, gibt es einfache Strategien, aus diesem Motivationsloch schnell wieder herauszukommen. Welche das sind, erzählt Carola Kleinschmidt, zertifizierte Trainerin für multimodales Stressmanagement, im Interview.

Frau Kleinschmidt, was können Beschäftigte tun, damit ihre Urlaubserholung nicht schon am ersten Arbeitstag verpufft?

Der größte Erholungskiller ist, wenn wir voll gechillt in den Turbomodus der Arbeit starten. Dann kann es sogar passieren, dass die gefühlte Erschöpfung direkt größer ist als vor dem Urlaub. Der Grund: Wir fühlen uns im wahrsten Sinne des Wortes überrannt. Gut ist deshalb, wenn man nicht erst um 23 Uhr vor dem ersten Arbeitstag aus den Ferien kommt, sondern sich ein wenig Übergangszeit zwischen Urlaub, Alltag und Job lässt. Außerdem sollte man sich erlauben, langsam einzusteigen. Das heißt, man sollte sich am ersten Arbeitstag Zeit nehmen, sich wieder einzufinden. Wer das nicht tut, überfordert sich gleich wieder.

Was kann man unternehmen, wenn das Motivationsloch am ersten Arbeitstag sehr tief ist?

Zum einen kann man das einfach akzeptieren. Warum sollte man lieber im Büro sitzen als am Strand liegen? Auch wird die Arbeit ja erst wieder spannend, wenn man sich wieder eingefunden hat und das Team sich freut, dass man wieder da ist. Also: Erwarten Sie nicht von sich selbst, dass Sie übermäßig begeistert an den Schreibtisch zurückkehren.

Allerdings kann man sich den ersten Arbeitstag nach dem Urlaub auch aktiv verschönern. Zum Beispiel, wenn Sie für die Teampause etwas Leckeres zu essen oder trinken mitbringen und mit allen teilen. Oder wenn Sie sich einfach morgens überlegen, was Sie heute nach der Arbeit noch Schönes machen möchten. Auch hilfreich: Gleich den nächsten Urlaub oder zumindest eine kurze Auszeit planen. So geben Sie sich selbst das Gefühl, dass Sie nicht nur „leisten“, sondern sich auch aktiv um Ihre Erholung kümmern.

Man kann sich den ersten Arbeitstag nach dem Urlaub aktiv verschönern.
Carola Kleinschmidt, zertifizierte Trainerin für multimodales Stressmanagement

Welche Fehler sollten Beschäftigte vor dem Urlaub vermeiden?

Der größte Irrtum: Dass man alles vorarbeiten kann. Zum einen ist das enorm stressig, zum anderen verändern sich Projekte und Themen fast täglich. Das Vorarbeiten kann dann vergeblich sein. Besser ist, in den Autoresponder seiner E-Mail zu schreiben, dass die E-Mail einerseits nicht gelesen und auch nicht weitergeleitet wird. Andererseits sollten Sie Zuständigkeiten für wichtige Anfragen angeben. So ist garantiert, dass wirklich wichtige Dinge auch in Ihrer Abwesenheit bearbeitet werden. Außerdem ist geklärt, dass Schreibende erst ab Ihrem Rückkehrdatum mit einer Antwort von Ihnen rechnen können. So regelt sich während Ihrer Abwesenheit von selbst, was wichtig ist.

Und welche Fehler kann man in der ersten Arbeitswoche vermeiden?

Gleich loszuackern kann zur Falle werden. Man meint es zwar gut und möchte möglichst alles wegarbeiten, was vielleicht liegengeblieben ist. Doch die Prioritäten haben sich vielleicht verschoben, während man weg war. Deshalb ist in der ersten Woche ganz wichtig: Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Orientierung und fragen Sie bei den Kollegen nach, was in der Zwischenzeit los war. Sortieren Sie sich ein wenig, bevor Sie wieder voll einsteigen.

Wie können Führungskräfte und Teams Mitarbeitende nach dem Urlaub unterstützen?

Sinnvoll ist, Urlaubsrückkehrer kurz auf den Stand bringen, denn Projekte verändern sich ständig. Und vielleicht ist eine Aufgabe, die dem Betroffenen direkt am ersten Tag Kopfzerbrechen bereitet, gar nicht mehr relevant. Auch wichtig: Einmal kurz fragen, wie der Urlaub war, was man Schönes erlebt hat – und sich gemeinsam freuen. So wird klar: Wir stehen hinter der Idee, dass wir alle mal Erholung brauchen.

(Das Interview führte Sabine Hockling.)