Karriere

Steiniger Weg nach oben

Damit Managerinnen einmal an der Spitze des Unternehmens ankommen, ist es wichtig, dass der Frauenanteil auf der zweiten und dritten Führungsebene steigt. Eine Studie hat ermittelt, welche Zielgrößen öffentliche Unternehmen anstreben.
08.11.2023

Bei der Frauenförderung verschenken öffentliche Unternehmen nach Ansicht von Experten noch viel Potenzial.

In Deutschland sind alle Unternehmen mit über 500 Arbeitnehmer:innen verpflichtet, Zielgrößen für den Frauenanteil auf zweiten und dritten Führungsebene festzulegen und zu veröffentlichen. Diese Zielgrößen können mit Blick auf die bestehende Unternehmenssituation flexibel festgelegt werden – es handelt sich explizit nicht um fixe Quoten.

Dennoch hielten sich im Geschäftsjahr 2021 – für das die Daten vorliegen – nur 60,5 Prozent der 190 analysierten öffentlichen Unternehmen daran. Das ist das Ergebnis der als Langfristvorhaben konzipierten, jährlich erscheinenden Flex-Gov-Studie des Lehrstuhls für Public Management & Public Policy der Zeppelin Universität. Immerhin bedeutet das eine leichte Zunahme um 3,1 Prozentpunkte gegenüber dem vorherigen Geschäftsjahr.

Große Branchenunterschiede

Untersucht wurden öffentliche Unternehmen mit über 500 Arbeitnehmer:innen der fünf größten Städte je Bundesland (69 Städte) sowie der Bundes-/Landesebene. Dabei zeigten sich sehr starke Abweichungen im Branchenvergleich. Die Zielgrößen im Bereich „Energie-/Wasserversorgung & Stadtwerke“ liegen mit 24,6 Prozent für die zweite und 23,5 Prozent für die dritte Führungsebene im mittleren Bereich. Schlusslicht ist „Verkehr/ÖPNV & Transport“ mit 21,1 beziehungsweise 22,7 Prozent. Spitzenreiter ist das „Gesundheits- & Sozialwesen“ (42,0/47,3).

„Öffentliche Unternehmen besitzen besondere Relevanz für eine nachhaltige Daseinsvorsorge und kritische Infrastrukturen. In der Debatte um gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in Führungspositionen wird ihnen eine zentrale Vorbildfunktion zugeschrieben“, kommentiert Studienleiter Ulf Papenfuß, Professor an der Zeppelin Universität, die Ergebnisse. „Daseinsvorsorge und soziale Nachhaltigkeit müssen gemeinsam gedacht werden, um fachlich und charakterlich geeignete Personen für die Zukunftsgestaltung in Führungspositionen zu gewinnen.“

Größere Talentpools

Die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in öffentlichen Unternehmen müsse weiterhin als aktuelles und relevantes Thema in der öffentlichen Diskussion bleiben, äußert sich Gudrun Aschenbrenner, Mitglied des Vorstands der Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB), die eine der Kooperationspartner der Studie ist. „Nachhaltige Public Corporate Governance kann nur gelingen, wenn wir die Herausforderungen angehen und Frauen in allen Führungsebenen entsprechend fördern und einsetzen.“

„Je mehr qualifizierte Frauen ihren Einstieg in Führungskarrieren des öffentlichen Sektors finden, desto größer sind die Talentpools, aus denen später auch für Top-Managementfunktionen ausgewählt werden kann“, stellt Edmund Mastiaux fest, Geschäftsführer der zfm – Zentrum für Management- und Personalberatung, ein weiterer Kooperationspartner der Studie. Knapp 40 Prozent der untersuchten Unternehmen legten nicht dar, welche Quoten sie erzielen wollen, obwohl es sich nicht um fixe, sondern um flexible Zielgrößen handelt. „Zu viele öffentliche Unternehmen verschenken also noch immer ein immenses Potenzial", so Mastiaux. (hp)

Hier geht es zum Download der Studie.