Karriere

Studie: KI weckt Jobängste bei MINT-Berufsanfängern

Eine Studie unter mehr als 2300 MINT-Fachkräften weltweit zeigt: 70 Prozent befürworten die Arbeit mit neuen Technologien, gleichzeitig fürchten 34 Prozent einen Arbeitsplatzverlust.
21.09.2023

Wohin führt mein Weg? Trotz mancher Sorgen haben MINT-Nachwuchskräfte laut SThree-Studie klare Forderungen an die Firmen.

Ersetzen intelligente Systeme und Roboter bald die menschliche Arbeitskraft? Das befürchten 34 Prozent der MINT-Befragten. Neben dem großen Potenzial, das die Automatisierung im Arbeitsalltag bietet, schwingt bei vielen neuerdings diese grundsätzliche Frage mit. Überraschend: 44 Prozent der jüngeren Generation (bis 29 Jahre), die mit der Digitalisierung aufgewachsen ist, fürchtet einen technologiebedingten Jobverlust. Gelassener sind die 50- bis 65-Jährigen: Nur 21 Prozent haben hier Bedenken. Das Interesse an zukunftsgerichteten Aufgabenstellungen ist bei den technikaffinen Jungen trotz diverser Sorgen groß. So wünschen sich 70 Prozent der Befragten Projekte, die ihnen den Umgang mit neuen Technologien ermöglichen.

„Ich bin überzeugt: Mensch und Maschine können sich gegenseitig bestärken und beide Kompetenzwelten lassen sich bestmöglich für die Unternehmensziele einsetzen. Eine Offenheit hierfür ist entscheidend, denn die größten Gefahren mit Blick auf KI liegen in der Technologieskepsis und fehlender Anwendungskompetenz“, so Christophe Zwaenepoel, Managing Director DACH von SThree. 

Gehaltserhöhung verliert an Bedeutung

In aktuell unsicheren Zeiten und einer sich wandelnden, komplexen Arbeitswelt sehnen sich viele Arbeitnehmer*innen vor allem nach Stabilität. Laut der Studie planen 42 Prozent in den nächsten 12 Monaten keinen Jobwechsel – bei den Befragten in Deutschland sind es sogar fast die Hälfte (48 Prozent). So schätzen es 43 Prozent der MINT-Fachkräfte derzeit als schwierig ein, eine neue Stelle oder ein neues Projekt als Freelancer*in zu finden. Mehr als der Hälfte der befragten Expert*innen (53 Prozent) ist es sogar wichtiger, ihren Job zu behalten, als eine Gehaltserhöhung zu bekommen.

Zwaenepoel ist überzeugt: „Auch wenn der Fachkräftemangel eine der drängendsten Herausforderungen der MINT-Branche bleibt, zeigt die Studie eine neue Loyalität der gefragten MINT-Fach- und Führungskräfte.“ 

Die eigenen Werte in der Unternehmenskultur wiederfinden

Wie können Firmen ihre Fachkräfte halten? Flexibilität ist entscheidendes Kriterium für die Attraktivität des Arbeitgebers. Arbeiten, wann und wo man will, ist gefragt. So wünschen sich 63 Prozent flexibles Arbeiten, bei über der Hälfte (59 Prozent) ist dies in ihrem Job bereits gegeben. Neben der Homeoffice-Möglichkeit (58 Prozent) und selbstgewählten Arbeitszeiten (61 Prozent) wünschen sich 40 Prozent grenzüberschreitendes Arbeiten. Die Aussicht auf „Workation“ - die Freiheit hinsichtlich des Arbeitsortes - gewinnt an Bedeutung.

Wichtig sind laut Studie auch gelebte Unternehmenswerte der Firma. Konstruktives Feedback (25 Prozent) sowie Respekt, Lob und Wertschätzung (30 Prozent) sind Top-Kriterien für ein gutes Arbeits- und Betriebsklima. Doch es ist noch Luft nach oben: Nur 19 Prozent sind mit der Feedbackkultur in ihrem Unternehmen zufrieden und nur bei 20 Prozent herrscht Zufriedenheit hinsichtlich der gelebten Werte Respekt, Lob und Wertschätzung. 
 
Bei der Unternehmenskultur will die Mehrheit keine Kompromisse eingehen: 59 Prozent wollen nur mit Unternehmen zusammenarbeiten, die ihre persönlichen Werte teilen. So bevorzugen 62 Prozent der MINT-Fachkräfte Arbeitgeber, die Diversität und Inklusion fördern. Soziales Engagement ist gefragt: 59 Prozent der Befragten wünschen sich Unternehmen, die sich für das Wohl der Gesellschaft einsetzen.

„Ein zeitgemäßer Arbeitgeber muss heutzutage mit mehr als nur dem Gehalt punkten. Flexibilität, geteilte Werte, ein wertschätzendes und respektvolles Miteinander sowie eine konstruktive Feedbackkultur zeichnen eine moderne Employer Brand aus – und diese wirkt sich positiv auf das Recruiting und Retention Management aus“, so Zwaenepoel.

„Auch wenn der Fachkräftemangel eine der drängendsten Herausforderungen der MINT-Branche bleibt, zeigt die Studie eine neue Loyalität der gefragten MINT-Fach- und Führungskräfte."
Christophe Zwaenepoel, Managing Director DACH von SThree

Klare Forderung: Betriebliche Gesundheitsförderung

Ständige Erreichbarkeit, Personalmangel und Überstunden: All das kann sich auf die psychische Gesundheit auswirken. Auch bei MINT-Fachkräften ist die Sorge um das Wohlbefinden im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent gestiegen. Die Förderung und der Erhalt der mentalen Gesundheit sollten daher im Fokus der Arbeitgeber stehen. 67 Prozent der Befragten möchten für Unternehmen arbeiten, die Unterstützung im Bereich psychische Gesundheit anbieten. Bei der Hälfte der Befragten (50 Prozent) hat der Arbeitgeber in den letzten 12 Monaten Initiativen für Gesundheit und Wohlbefinden eingeführt. Und auch das Büro kann zu einem Zufluchtsort werden: Trotz des Rufes nach Flexibilität gehen 28 Prozent der Befragten gerade in die Firma, um sich mental besser zu fühlen.

„Die mentale Gesundheit ist genauso wichtig wie die körperliche Fitness. Mit einem umfassenden Gesundheitsangebot fördern Unternehmen das Wohlbefinden ihrer Teams – das zahlt sich in Form steigender Motivation, erhöhter Produktion und weniger Krankheitsausfällen aus“, findet Zwaenepoel. (bs)