Marktübersicht

Neue Nummer eins in der Direktvermarktung

Laut ZfK-Sommerumfrage überholt der Düsseldorfer Händler Quadra Energy EnBW. Derweil gelingt Statkraft die Trendumkehr. Ein Überblick.
12.07.2024

Thomas Krings ist Sprecher der Geschäftsführung beim Düsseldorfer Grünstromhändler Quadra Energy.

Mit diesem Artikel startet die ZfK-Sommerserie zum Thema Direktvermarktung. Es folgt in den kommenden Wochen eine Reihe von Grafiken, Analysen und Interviews mit großen Direktvermarktern. Außerdem wird unser ZfK-Überblick zur Direktvermarktung aktualisiert. Sie sind Direktvermarkter und wollen ebenfalls gelistet werden? Dann wenden Sie sich gern an den zuständigen Redakteur Andreas Baumer (a-baumer(at)zfk(dot)de).

Es gibt einen neuen Branchenführer in der Direktvermarktung. Laut ZfK-Sommerumfrage zieht der Düsseldorfer Grünstromhändler Quadra Energy an der bisherigen Nummer eins EnBW vorbei.

Abgefragt wurden die Mengen zum 1. Juli. Nach eigenen Angaben erreichten die Rheinländer sogar die Zehn-Gigawatt-Schwelle.

Glatt 10.000 Megawatt

Es ist ein weiterer Meilenstein für ein Unternehmen, das 2012 mit einem Grundkapital von etwas mehr als 25.000 Euro startete, 2013 erstmals mit Grünstrom handelte und 2014 vom Windprojektierer Enercon gekauft wurde, ehe 2023 mit Total Energies einer der größten Energieriesen der Welt anklopfte und den damals bereits zweitgrößten Direktvermarkter übernahm.

Umfasste das Portfolio der Düsseldorfer zu Beginn noch 400 Megawatt, waren es fünf Jahre später mehr als zehnmal so viel Kapazität. Seitdem verdoppelten sich die von Quadra vermarkteten Mengen noch einmal – auf nun glatt 10.000 Megawatt (MW).

EnBW legt leicht zu

Über 10.000 Megawatt lag vor einem Jahr auch noch das EnBW-Direktvermarktungsportfolio. Nach einem Rückgang zu Jahresbeginn legte der baden-württembergische Konzern nun wieder zu. Während die Mengen im Wind- und Biomassegeschäft leicht rückläufig waren, wuchs das Segment Photovoltaik um fast 260 MW.

Unter dem Strich gab EnBW ein Gesamtportfolio von 9645 MW an – ein Plus von einem Prozent gegenüber dem Januarwert.

Next Kraftwerke baut Solarsegment aus

Zulegen konnte auch der Kölner Direktvermarkter Next Kraftwerke. Nach eigenen Angaben vermarktet er nun 8508 MW Grünstromanlagen.

Auch hier wuchs vor allem das Solarsegment deutlich – um knapp 700 MW auf nun fast 6700 MW. Damit festigte Next Kraftwerke Platz drei im ZfK-Direktvermarkterranking.

Trendumkehr bei Statkraft

Eine Trendumkehr gelang dem früheren Branchenführer Statkraft Markets. Sein Portfolio wuchs innerhalb von sechs Monaten von 7000 auf 7460 MW. Damit ging auf, was Statkraft-Direktvermarktungsexperte Marc Kohlenbach im Januar angekündigt hatte: "Wir wollen [...] wieder wachsen, das aber eher langsam und vorsichtig."

Auch hier bemerkenswert: Das Photovoltaik-Portfolio hat sich gegenüber dem 1. Januar auf 890 MW mehr als verdoppelt.

Quadra schon länger Wind-Branchenführer

Auch Quadra vergrößerte sein Photovoltaik-Portfolio um 150 MW auf insgesamt 1450 MW.  Der Schwerpunkt liegt aber weiterhin ganz klar auf der Windkraft, wo das Unternehmen schon seit längerem Branchenführer ist.

Quadra vermarktet nach eigenen Angaben mehr als 8500 MW Windkraftanlagen. Ferner werden jeweils weniger als 10 MW Wasserkraft- und Biomasseanlagen gehandelt.

"Batterien für uns enorm wichtig"

Als neues Wachstumsfeld hat Quadra neben langfristigen Stromverträgen, besser bekannt als PPAs, auch das Batteriespeichergeschäft ausgemacht. Mit einem Portfolio von mehr als 50 MW gehört der Händler auch hier zum Spitzenfeld.

"Batterien sind für uns enorm wichtig", sagte Thomas Krings, Sprecher der Geschäftsführung, in einem ZfK-Interview zu Jahresbeginn. "Die Frequenz der Gespräche mit unseren Kunden zum Thema Batterien hat in den vergangenen Monaten auch signifikant zugenommen. Wir gehen in den nächsten zwei, drei Jahren von einem starken Schub in diesem Segment aus."

"Wollen die Besten sein, nicht notwendig die Größten"

Die Nachricht, dass Quadra nun Spitzenreiter in der Direktvermarktung ist, kam in Düsseldorf übrigens gut an. Quadra habe sich immer als Enabler und Problemlöser für seine Kunden verstanden, schrieb Krings.

"Wir wollen in den Augen unserer Kunden die Besten sein, nicht notwendig die Größten. Ich glaube, dass es diese Einstellung ist, die uns Erfolg gebracht hat." (aba)

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