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Riesenprojekt: Übertragungsnetzbetreiber planen intelligente Stromdrehkreuze

Sie nennen es das "wichtigste Gemeinschaftsprojekt für die Energiewende". Die Überntragungsnetzbetreiber wollen das Höchstspannungs-Gleichstromnetz mit Multiterminal-Hubs großflächig verknüpfen.
15.07.2024

Die ersten Multiterminal-Hubs, die in Norddeutschland entstehen, bestehen neben der DC-Schaltanlage, in der die Gleichstromleitungen miteinander verknüpft werden, aus einem Konverter und einem Umspannwerk, um die Region mit grüner Energie zu versorgen.

Die deutschen Übertragungsnetzbetreiber sprechen von dem "wichtigsten Gemeinschaftsprojekt für die Energiewende". Um das Höchstspannungs-Gleichstromnetz großflächig zu verknüpfen, wollen die Unternehmen erstmals Multiterminal-Hubs mit Gleichstrom-Leistungsschaltern entwickeln.

50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW arbeiten im Rahmen der Innovationspartnerschaft mit den Industriepartnern Siemens Energy, GE Vernova und Hitachi Energy zusammen. Das technische Konzept sei europaweit einzigartig und könne einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Realisierung des Klimaneutralitätsnetzes der Zukunft darstellen, hieß es in einer gemeinsamen Pressemitteilung.

"Allein in der deutschen Nordsee sind 70 Gigawatt Offshore-Windenergie geplant, die nicht nur effizient an Land gebracht, sondern auch möglichst flächen- und kostensparend im ganzen Land verteilt werden müssen", erklärt Tim Meyerjürgens, COO von Tennet.

Gemeinsamer europäischer Standard

"Im Rahmen der nun geschlossenen Innovationspartnerschaft haben sich die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber mit den führenden Technologieunternehmen aus dem Bereich zusammengeschlossen, um einen gemeinsamen, europäischen Standard für intelligente Stromdrehkreuze zu entwickeln“" sagt Stefan Kapferer, Geschäftsführer von 50Hertz.

Der gemeinsame Standard soll es künftig ermöglichen, die großen Gleichstromleitungen miteinander zu verbinden und statt geradliniger Punkt-zu-Punkt-Verbindung ein Gleichstromnetz zu knüpfen. "Damit stärken wir die Resilienz des gesamten europäischen Netzes und erhöhen Versorgungssicherheit, Flexibilität und Stabilität", sagt Kapferer.
 
Die innovative Vermaschung der Stromleitungen soll zukünftig den Flächenbedarf und Neubau von Anlagen minimieren und die Kosten für die Verbraucherinnen und Verbraucher stabil halten – und somit die Akzeptanz der Energiewende fördern.

Das steckt hinter den "Gleichstrom-Multiterminal-Hubs"

Die DC-Schaltanlagen mit DC-Leistungsschaltern (DC – direct current – englisch für Gleichstrom) sind das Herzstück zur Umsetzung der sogenannten DC-Multiterminal-Hubs.

Sie sollen die effiziente Nutzung und Verteilung sehr großer Windstrom-Mengen von der Nordseeküste ermöglich, indem sie Gleichstromleitungen miteinander verknüpfen und flexibel die Energie dorthin bringen, wo sie gebraucht wird. Dadurch entstehen erstmals Höchstspannungs-Gleichstrom-Leitungsnetze, die eine bessere Auslastung der Gleichstromleitungen bewirken und gleichzeitig das bestehende Wechselstromnetz als Backbone der Energieübertragung unterstützen werden.

Eine technische Innovation sind laut den Übertragungsnetzbereibern die DC-Leistungsschalter als Teil der DC-Schaltanlage. Im Falle einer Störung sollen sie Fehler in Bruchteilen einer Sekunde identifizieren und die betroffenen Bereiche abschalten. Ziel des Projektes ist es, die technische Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit der Multiterminal-Technologie aufzuzeigen. (pfa)