Gas

Analyse: Grünes Methanol könnte Verkehrswende voranbringen

Das Wasserstoff-Derivat hat großes Potenzial, ist die Deutsche Energieagentur überzeugt. Nun gelte es, zügig Wertschöpfungsketten aufzubauen.
23.07.2024

Es muss nicht immer Wasserstoff sein: Auch dessen Derivate haben Potenzial.

Ein neues Dena-Impulspapier beschäftigt sich mit der Rolle von Methanol für die Energiewende. Methanol ist aufgrund seiner chemisch-physikalischen Eigenschaften ein vorteilhaftes Wasserstoff-Derivat und kann ein wichtiger Baustein für die Defossilisierung der chemischen Industrie und des Verkehrs werden, so die zentrale Erkenntnis der Verfasser des Papiers mit dem etwas sperrigen Titel  „Erneuerbares Methanol – grüne Basischemikalie und Importvektor für klimaneutralen Wasserstoff und Kohlenstoff mit erheblichem Potential“.

Unternehmen brauchen Planungssicherheit

Mit dem Impulspapier möchte die Dena laut der Vorsitzenden der Geschäftsführung, Corinna Enders, einen konstruktiven Beitrag zur aktuellen Debatte rund um die Wasserstoff-Importstrategie der Bundesregierung leisten: „Wasserstoff und seine Derivate sind entscheidend für den klimafreundlichen Umbau der Industrie und des Verkehrs. Dabei müssen wir bei den neuen globalen Wertschöpfungsketten schnell vorankommen, damit die Unternehmen Planungssicherheit erhalten. Auch enorme Wertschöpfungspotenziale für den Standort Deutschland können so gehoben werden. Die Importstrategie der Bundesregierung muss daher zügig mit Leben erfüllt werden. Dabei spielen Skalierung bei Produktion und Anwendungen, Aufbau von Transportwegen und Standardisierungen eine wichtige Rolle. Erneuerbares Methanol kann in diesem Transformationsprozess die Grundlage bilden, da nahezu alle chemischen Grundstoffe aus erneuerbarem Methanol hergestellt werden können. Dies eröffnet der Industrie, vor allem der chemischen Industrie, und dem Verkehr neue Möglichkeiten und unterstützt gleichzeitig die Klimaschutzziele der Bundesregierung”, lässt sich Enders in einer Pressemitteilung zitieren.

Bei einer Umstellung der aktuellen Produktionsrouten auf erneuerbares Methanol gehen Prognosen von einem deutschlandweiten Methanolbedarf von bis zu 23,7 Millionen Tonnen Methanol bis zum Jahr 2045 aus, das würde rund 150 Terawattstunden Wasserstoff im Jahr entsprechen. Aktuell verbraucht die chemische Industrie in Deutschland bereits rund 1,1 Millionen Tonnen Methanol – größtenteils auf fossiler Basis.

Einfacher Transport

Das Papier betrachtet den aktuell größtenteils fossil hergestellten Energieträger und Rohstoff im Hinblick auf sein Potenzial für die Energiewende und beleuchtet dabei Herstellungsrouten, Transportmöglichkeiten und Endanwendungen. Im Vergleich zu reinem Wasserstoff und anderen Derivaten lässt sich Methanol ohne weitere Verdichtung oder Verflüssigung einfach und sicher transportieren sowie lagern. Methanol kann unter anderem als klimaneutraler Kraftstoff für Teile des Verkehrssektors genutzt werden.

Die Produktion von erneuerbarem Methanol muss laut Dena-Analyse sowohl weltweit und als auch in Deutschland schnell skaliert werden. Der Import von strombasiertem Methanol sollte als strategische Lösung verstärkt ins Auge gefasst werden.

Weitere Investitionen nötig

Obwohl in Teilen auf bestehender Infrastruktur aufgebaut werden kann, sind weitere Investitionen – um dem absehbar steigenden Bedarf gerecht zu werden – und eine gezielte Transformationsstrategie für die potenziellen Einsatzgebiete notwendig, so das Papier. (amo)