Gas

Eins fordert Anbindung von Chemnitz an das Wasserstoff-Kernnetz

Der Versorger benötigt grünen Wasserstoff in großen Mengen für die Strom- und Fernwärme-Erzeugung. Auch in Mecklenburg-Vorpommern ist der Ärger groß, weil es beim Kernnetz nicht läuft wie geplant.
10.08.2024

Der Aufbau der Transportinfrastruktur für Wasserstoff sorgt immer wieder für Ärger.

Der Versorger Eins bekräftigt erneut seine Forderung nach einer direkten Anbindung von Chemnitz an das Wasserstoff-Kernnetz. Diese wurde auch bei einem Vor-Ort-Termin am Erzeugungsstandort Chemnitz Nord mit dem Generalsekretär der Sächsischen Union und Landtagsabgeordneter für Chemnitz, Alexander Dierks, thematisiert.

Der ebenfalls anwesende stellvertretende Bundesvorsitzender der CDU Deutschland und Klima- und energiepolitischer der CDU/CSU Bundestagsfraktion, Andreas Jung, versprach, das für die Region wichtige Thema noch einmal mit nach Berlin zu nehmen.

Bedarfe nicht ausreichend in den Blick genommen

Der schnelle Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland erfordert zwingend eine flächendeckende leitungsgebundene Versorgungsinfrastruktur. Ein leistungsfähiges Wasserstoff-Kernnetz ist dafür das notwendige Fundament. Im Zuge des bisherigen Verfahrens zur Planung des Wasserstoff-Kernnetzes seien die industriellen Wasserstoffbedarfe der Region Südwestsachsen nicht ausreichend berücksichtigt worden, kritisiert Eins in einer Mitteilung.

Roland Warner, Vorsitzender der Eins-Geschäftsführung, führt aus, dass er am Heizkraft-Werksstandort Chemnitz hohe künftige Bedarfe an grünem Wasserstoff sieht. „Das Fernwärmesystem der Stadt Chemnitz wird in den 2020er Jahren noch überwiegend mit der Wärme aus Erdgas betriebenen Motorenheizkraftwerken und Spitzenlastheizkesseln, mit einem jährlichen Verbrauch von rund 1,5 TWh pro Jahr, betrieben werden. Mit Blick auf den gesamtsystemisch hohen Bedarf an Backup- Kraftwerken und wegen der besonderen Standortortgegebenheiten in Chemnitz rechnet Eins für die 2030er Jahre mit einem Bedarf an grünem Wasserstoff für die Strom- und Fernwärme-Erzeugung mittels Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen in derselben Größenordnung.“

Elektrifizierung nicht möglich

Darüber hinaus betreut Eins eine Vielzahl an industriellen Großverbrauchern mit einem Energiebedarf von über 100 GWh pro Jahr. „Unter den 200 größten Industriekunden liegt der Anteil des Gasverbrauchs bei mehr als 2 TWh Erdgas jährlich. Etwa 80 bis 90 Prozent dieses Gasverbrauchs entfallen typischerweise auf die Erzeugung von Prozesswärme während des Produktionsprozesses, wobei nur ein Teil dieser Prozesswärmeerzeugung elektrifiziert werden kann“, sagt Roland Warner. Die Integration in das Wasserstoff-Kernnetz sei somit von größter Bedeutung für eine nachhaltige und zuverlässige Energieversorgung der Region.

Auch in Mecklenburg-Vorpommern gibt es Ärger über das Wasserstoff-Kernnetz. Das Schweriner Wirtschaftsministerium hat nach dem vorläufigen Wegfall einer vom Betreiber Ontras geplanten Wasserstoff-Pipeline von Rostock über Glasewitz nach Ketzin (Brandenburg) die Bedeutung eines ausgewogenen Kernnetzes für MV betont. Mit Blick auf die zukünftige Wertschöpfung vor Ort, die Versorgung im Krisenfall und auch, um die vom Gesetzgeber geforderte regionale Ausgewogenheit sicherzustellen, seien vier Wasserstoff-Pipelines notwendig.

Entscheidung gemeinsam mit dem BMWK getroffen

Das vom Bund geförderte Ontras-Projekt «doing hydrogen» sollte Rostock ursprünglich an ein erstes Wasserstoff-Netz anbinden. Dafür sei auch eine Leitungsverbindung Rostock-Glasewitz-Ketzin vorgesehen gewesen, betonte ein Unternehmenssprecher. Allerdings könne unter anderem durch eine zusätzliche Querverbindung Rostock-Wrangelsburg, die von einem anderen Betreiber geplant werde, Rostock auch ohne die Leitung Rostock-Glasewitz-Ketzin effektiv an das Wasserstoff-Kernnetz angebunden werden. 

Deshalb seien gegenüber dem Antragsentwurf vom 15. November 2023 die Leitungsabschnitte zwischen Glasewitz und Ketzin im Wasserstoff-Kernnetz entfallen. Das sei die ökonomischste Variante, so der Unternehmenssprecher. Die Entscheidung sei nicht von Ontras im Alleingang getroffen worden, sondern vielmehr in Abstimmung mit dem Bundeswirtschaftsministerium und anderen Netzbetreibern, die am Aufbau des Kernnetzes beteiligt seien. Die Verbindung von Rostock nach Güstrow sei weiter Bestandteil des Kernnetzes. (amo/mit dpa)