Gas

RWE nimmt 14-Megawatt-Pilot-Elektrolyse in Betrieb

Bis zu 270 Kilogramm grünen Wasserstoffs sollen in Lingen pro Stunde erzeugt werden. Mit der Pilotanlage will RWE wichtige Erfahrungen für Großanlagen sammeln.
12.08.2024

Lingen wird zum Testlabor für den Wasserstoffhochlauf.

Im Beisein von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, dem Niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil und dem Niedersächsischen Umweltminister Christian Meyer hat RWE in Lingen ihre Pilot-Elektrolyse in Betrieb genommen.

Die Anlage auf dem Gelände des RWE Gaskraftwerks Emsland hat eine Leistung von 14 Megawatt (MW). Unter Einsatz von Strom aus erneuerbaren Quellen kann sie bis zu 270 Kilogramm grünen Wasserstoffs pro Stunde erzeugen. Mit der Pilotanlage sammelt RWE Erfahrung mit gleich zwei Elektrolyse-Technologien, die für künftige Großanlagen im industriellen Maßstab wichtig sind. Die erste große Elektrolyseanlage entsteht bereits wenige Meter entfernt. Im Rahmen des Projekts Get H2 Nukleus soll hier 2025 eine 100-MW-Elektrolyse in Betrieb gehen, die bis 2027 auf eine Erzeugungsleistung von 300 MW ausgebaut wird.

Ziel klar vor Augen
 
Für RWE-Chef Markus Krebber gehört Lingen zu den spannendsten Orten der deutschen Energiewende. "Direkt neben unserem flexiblen Gaskraftwerk und unserer modernen Großbatterie erzeugen wir nun auch grünen Wasserstoff. In den nächsten Jahren werden wir die Produktion von grünem Wasserstoff hier am Standort weiter ausbauen, um den industriellen Abnehmern grüne Moleküle zur Verfügung zu stellen und sie so bei ihrer Dekarbonisierung zu unterstützen." Die Komplexität der Wasserstoffwirtschaft sei groß. "Mit dem Kernnetz, einer Importstrategie, heimischer Wasserstofferzeugung und den Wasserstoffspeichern haben wir ein Zielbild vor Augen. Hier und heute kann man sehen, wie ein Teil davon Realität wird."
 
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck betonte, dass Bund und Länder mit der Förderung von Wasserstoffprojekten entlang der gesamten Wertschöpfungskette einen wichtigen Schritt gehen. "Ich bin davon überzeugt, dass Elektrolyseure wie hier am Standort in Lingen einen wichtigen Beitrag für das Gelingen der Energiewende leisten. Der mit den Elektrolyseuren erzeugte grüne Wasserstoff ist wichtig für die Dekarbonisierung der Industrie und des Energiesektors in Deutschland."

Niedersachsen will Wasserstoffland werden
 
Ministerpräsident Stephan Weil erläuterte, dass Niedersachsen mit den Investitionen bundesweit vorn liege. So kämen 50 Prozent der von der EU zuletzt genehmigten Produktion von grünem Wasserstoff in Deutschland aus Niedersachen. Niedersachsen sei auf einem guten Weg, Wasserstoffland Nr. 1 zu werden. "Nun wird es darauf ankommen, die Nachfrage der Industrie weiter zu stärken und die Rahmenbedingungen dafür zu stärken, Strommengen aus erneuerbaren Energien vor den Netzengpässen noch gezielter zu nutzen, statt abzuregeln."
 
Die in Betrieb genommene Pilot-Elektrolyse wurde durch das Niedersächsische Umweltministerium mit 8 Mio. Euro gefördert. Für den Bau des 300-MW-Elektrolyseurs im Rahmen des Projekts Get H2 Nukleus hat RWE im Juli Förderzusagen vom Bund und vom Land Niedersachsen in Höhe von mehr als 490 Mio. Euro erhalten.
 
Mit Pilotanlage sammelt RWE wichtige Erfahrungen für Großanlagen

Der Pilot-Elektrolyseur besteht aus zwei Teilanlagen – einem Alkali-Elektrolyseur von Sunfire mit einer Kapazität von 10 MW und einer 4-MW-Anlage, die von Linde unter Verwendung eines PEM-Elektrolyseurs von ITM Power entworfen und gebaut wurde.
 
Der mit der Pilotanlage erzeugte Wasserstoff wird im Rahmen eines ausgiebigen Testprogramms vor Ort zunächst dem Brennstoff für die Gasturbine des Kraftwerkblockes D beigemischt. Ab Mitte 2025 können wasserstoffbetriebene Fahrzeuge am Gaskraftwerk Emsland auch mit Wasserstoff aus dem Piloten betankt werden. Die Bauarbeiten für eine Wasserstoff-Tankstelle und eine Abfüllstation für den Wasserstoff sind ebenfalls angelaufen.

Infrastruktur aufbauen
 
RWE ist gemeinsam mit starken Partnern Teil der Get-H2-Initiative, die die erste öffentlich zugängliche Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland aufbauen will. Das Projekt Get H2 Nukleus verbindet die Erzeugung von grünem Wasserstoff in Lingen mit industriellen Abnehmern in Niedersachsen und NRW. Das rund 130 Kilometer lange Netz von Lingen bis Gelsenkirchen soll das erste Wasserstoffnetz im regulierten Bereich mit diskriminierungsfreiem Zugang und transparenten Preisen werden. So will die Initiative dazu beitragen, den Wasserstoffhochlauf deutlich zu beschleunigen und Unternehmen in der Industrie sowie im Mobilitätssektor dabei helfen, ihre Klimaziele zu erreichen. (amo)