Wärme

Neue Studie: Wärmewende muss sozial ausgestaltet werden

Steigende Heizkosten belasten längst nicht nur Geringsverdiener, zeigt eine neue Dena-Analyse. Die Politik müsse reagieren.
01.08.2024

Viele Haushalte stöhnen unter steigenden Ausgaben.

Die Kosten für Wohnen, Heizen und Sanierungsmaßnahmen belasten die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland zunehmend: Das zeigt der Bericht “Soziale Aspekte der Gebäude-Energiewende”, der im Rahmen des Dena-Projekts "Gebäudeforum klimaneutral" in Zusammenarbeit mit dem Öko-Institut erstellt wurde. Laut den analysierten Daten ist der Anteil der Haushalte, die ihre Wohnung nicht ausreichend beheizen können, von 3,3 Prozent im Jahr 2021 auf 8,2 Prozent im letzten Jahr gestiegen.

„Ohne eine sozial gerechte Ausgestaltung der Energiewende im Gebäudebereich und einer fairen Verteilung von Kosten und Nutzen wird es dem Großprojekt an Akzeptanz und Unterstützung fehlen. Daher ist es wichtig, soziale Aspekte von Anfang an mitzudenken“, sagt Dena-Chefin Corinna Enders in einer Pressemitteilung.

Auch mittlere Einkommen betroffen

Der neue Dena-Bericht bietet eine Übersicht über aktuelle Daten zu den steigenden Wohn- und Heizkosten, der Verbindung zwischen Klimapolitik und sozialen Fragen, möglichen Handlungsoptionen für einzelne Haushalte und sozial ausgewogene Lösungsansätze. Der Bericht liefert außerdem Zahlen darüber, wie viele Haushalte in Deutschland als besonders betroffen von hohen Heizkosten gelten. Das Öko-Institut hat einen kombinierten Indikator entwickelt, um zu definieren, wer hinsichtlich der Wärmeenergieausgaben als benachteiligt gilt. Demnach gilt das für etwa 3,1 Mio. von insgesamt etwa 43 Mio. Haushalten in Deutschland. Darunter fallen alle Haushalte, die in einer Wohnung mit einem Energieverbrauch von mehr als 180 kWh/m2 leben, einen hohen Anteil ihrer Gesamtausgaben für Wärme aufwenden und in der unteren Einkommenshälfte angesiedelt sind. Besonders überraschend ist laut Dena, dass nahezu jeder siebte Haushalt in mittleren Einkommensschichten zu dieser Gruppe gehört.

Laut dem Bericht verwenden Haushalte mit niedrigem Einkommen einen signifikant höheren Anteil ihres Einkommens für Wohnkosten und Wärmeenergie im Vergleich zu wohlhabenderen Haushalten. Diese Belastung betrifft sowohl Mieter als auch Eigentümer von Wohnungen und Häusern. Die sozialen Herausforderungen werden besonders deutlich, wenn die Kosten für die Wärmeenergie in Verbindung mit anderen Bestandteilen der Wohnkosten betrachtet werden. Für Mieter setzen sich diese Kosten aus Heizkosten und Kaltmiete zusammen, während für Eigentümer zusätzlich die Kreditbelastungen, die Instandhaltungen und andere laufende Kosten hinzukommen. Im Durchschnitt geben Mieter mit niedrigem Einkommen etwa 32 Prozent ihres Einkommens für Wohnkosten aus, im Vergleich zu etwa 14 Prozent bei Haushalten mit hohem Einkommen. Bei Eigentümern mit geringen Einkommen liegt der Wohnkostenanteil bei 18 Prozent, während er bei Haushalten mit hohem Einkommen nur 13 Prozent beträgt.

Effizienzsteigerungen rechnen sich

Menschen mit geringem oder keinem Einkommen werden bei ihren Energie- und Wohnausgaben durch den Staat unterstützt. Die Kosten für die Unterkünfte einschließlich der Heizkosten betrugen im Jahr 2023 insgesamt 20,4 Mrd. Euro, wovon schätzungsweise ein Viertel auf die Wärmeenergiekosten entfielen. Wenn diese Unterstützung durch Effizienzsteigerungen bei Gebäuden oder andere Einsparmaßnahmen um 20 Prozent sinkt, könnten bis zu eine Milliarde Euro anderweitig sinnvoll investiert werden, so die Dena. (amo)