Wärme

Vonovia und 50Hertz testen Stromzusatzheizungen

"Überschüssige Windenergie" soll dabei helfen, den Gasverbrauch zu reduzieren. Der flexible Stromverbrauch könne dabei individuell bilanziert und abgerechnet werden.
29.08.2023

In einem Pilotprojekt will Vonovia "überschüssigen" Windstrom nutzen, um Wohnungen zu beheizen. (Symbolbild)

Das Wohnungsunternehmen Vonovia erprobt in einem Pilotprojekt mit dem Start-up decarbon1ze und dem Stromübertragungsnetzbetreiber 50Hertz den Einsatz von Stromzusatzheizungen in Mehrfamilienhäusern, um Wasser für Heizungen zu erhitzen. Ziel ist, überschüssige, erneuerbare Energie zu verwenden, um Gas zu ersetzen, CO2 einzusparen und somit die Energiekosten für die Mieter zu reduzieren, teilt Vonovia mit.

Gas kommt in dem Projekt erst dann zum Einsatz, wenn nicht ausreichend Grünstrom vorhanden ist. Die ersten Stromzusatzheizungen baut Vonovia in ihren Mehrfamilienhäusern in Berlin ein. Der Pilot sieht Potential für 300 Gebäude.

"In unserem Pilotprojekt nutzen wir das überschüssige Potential erneuerbarer Energien", sagt Rolf Buch, Vorstandsvorsitzender von Vonovia. Die Kooperation mit decarbon1ze und 50Hertz bezeichnet er als vielversprechend auf dem Weg zur Dekarbonisierung des Gebäudebestandes.

Einfache Abrechnung

Für Gasheizungen im Gebäudebestand will Vonovia nach eigenen Angaben mit einer anlagennah gezählten Stromdirektheizung im Warmwasserspeicher schneller mehr Emissionen reduzieren und die Energiebilanz im Bestand verbessern. Wichtig sei dabei die transparente und einfache Abrechnung des Wärmestroms sowie ein Strompreis, der mit dem Gaspreis konkurrieren kann.

Bei den Stromzusatzheizungen handelt es sich um Heizstäbe, die in Warmwasserspeichern eingebaut werden und wie Tauchsieder funktionieren, um das Wasser zu erwärmen. Doch statt mit Gas werden sie mit Strom aus Windenergie betrieben, der sonst abgeregelt würde und damit ungenutzt bliebe.

Lösung für Mehrfamilienhäuser

Aktuell müssen Windkrafträder abgestellt werden, wenn es Netzengpässe gibt und kein weiterer Strom eingespeist werden kann. Durch die Abregelung der erneuerbaren Stromerzeugung geht erneuerbare Energie verloren. Damit zusätzliche elektrische Lasten dann aktiviert werden, wenn günstiger grüner Überschussstrom verfügbar ist oder sogar abgeregelt würde, installiert decarbon1ze beim gemeinsamen Pilotprojekt Zähl- und Steuerungsmodule und setzt die Bilanzierung der flexiblen Last um.

"Mit unserer Technik ermöglichen wir die individuelle Adressierung, Steuerung und Bilanzierung der elektrischen Zusatzheizung anlagennah hinter dem Allgemeinstromzähler", erklärt Knut Hechtfischer, CEO von decarbon1ze. "Dies bietet neue Möglichkeiten für den besonders schwer umzustellenden Gebäudebestand der Mehrfamilienhäuser"

Rund 8 TWH Windenergie

Beginnend innerhalb der Regelzone von 50Hertz, bauen Vonovia und decarbon1ze jetzt Stromzusatzheizungen mit eigener Unterzählung und Steuerung in Mehrfamilienhäusern ein. Diese Zusatzheizungen werden im energiewirtschaftlichen Standardprozess bilanziert und als flexibel zuschaltbare Last bewirtschaftet und abgerechnet.

Das Potential im Gebäudebestand ist laut den Projektpartnern groß. Etwa 8,1 TWh Windenergie wurden 2022 in der nördlichen Landeshälfte abgeregelt. Rund 9,7 TWh flexibler Verbrauch könnten in der gleichen Region in etwa 1,7 Millionen Gebäuden durch Stromzusatzheizungen entstehen.

"Wenn die Wohnungswirtschaft kostengünstige Wege nutzen kann, schneller auf Stromwärme umzusteigen, auch in hybriden Anwendungen, wirkt sich das positiv auf das gesamte Stromsystem aus", resümiert Dirk Biermann, Geschäftsführer Märkte und Systembetrieb beim Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz

(jk)