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PwC: Vergütung im öffentlichen Sektor muss transparenter werden

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hat eine Studie zur Höhe der Vergütungen im Jahr 2023 in Unternehmen in öffentlicher Hand durchgeführt. Betrachtet werden auch variable Bestandteile sowie die betriebliche Altersversorgung.
26.06.2024

Für die Vergütungshöhe ausschlaggebend sind vor allem zwei Faktoren: die Funktion innerhalb der Geschäftsführung sowie die Umsatzgröße.

 

Um im Wettbewerb um gefragte Talente zu bestehen, ist die Vergütung ein entscheidender Faktor für Unternehmen in öffentlicher Hand. Zu diesem Ergebnis kommt die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland (PwC) mit ihrer diesjährigen Studie zur „Vergütung in öffentlichen Unternehmen 2024 – Geschäftsführung und Vorstand“.

Die aktuelle Erhebung umfasst 165 Unternehmen für das Vergütungsjahr 2023. Untersucht wurden neben der Ziel- und Ist-Direktvergütung der Anteil der variablen Vergütung sowie weitere Nebenleistungen. Für die Vergütungshöhe ausschlaggebend sind dabei vor allem zwei Faktoren: die Funktion innerhalb der Geschäftsführung sowie die Umsatzgröße.

Transparenz stärkt Mitarbeiterbindung

„Die Kommunikation im Unternehmen sollte nicht beim Thema Vergütung enden“, sagt Petra Raspels, Partnerin und Co-Lead Workforce Transformation bei PwC Deutschland. „Zum einen stärkt Transparenz die interne Mitarbeitendenbindung, zum anderen sind Unternehmen mit einem passenden Vergütungssystem attraktiver für externe Fachkräfte.“

Da die Vergütung maßgeblich von der Umsatzgröße abhängt, unterteilt die Studie die untersuchte Gruppe entsprechend in kleinere, mittlere und große Unternehmen. Zusätzlich lassen sich die Unternehmen in fünf öffentliche Sektoren clustern: Versorgungs-, Wohnungs-, Abfall- und Verkehrswirtschaft sowie das Gesundheits- und Sozialwesen.

Versorgungwirtschaft bezahlt die höchsten Gehälter

Zwischen der Ziel-Vergütung und der Ist-Vergütung gebe es kaum Abweichungen, heißt es in einer Pressemitteilung anlässlich der Veröffentlichung der Studie. Hier liegt der Median zwischen 125.000 und 172.000 Euro, wobei die Versorgungswirtschaft den ersten Platz belegt.

Auffällig sei, dass bei großen Unternehmen deutliche Unterschiede bei der Ziel-Direktvergütung zwischen den Funktionen bestehen. Während Mitglieder der Geschäftsführung im Median 173.000 Euro erhalten, sind es bei Vorsitzenden 312.000 Euro und 230.000 Euro für alleinige Geschäftsführende, heißt es weiter.

„Die Kommunikation im Unternehmen sollte nicht beim Thema Vergütung enden. Zum einen stärkt Transparenz die interne Mitarbeitendenbindung, zum anderen sind Unternehmen mit einem passenden Vergütungssystem attraktiver für externe Fachkräfte.“
Petra Raspels, Partnerin und Co-Lead Workforce Transformation bei PwC Deutschland

Anstieg bei variabler Vergütung

Bei der Untersuchung im Jahr 2022 machte die Jahresgrundvergütung im Durchschnitt 80 Prozent der Ziel-Direktvergütung aus, in der aktuellen Studie sind es 87 Prozent. Signifikant ist der Anstieg bei kleineren Unternehmen: Hier ist der Anteil von 78 Prozent auf 92 Prozent gestiegen.

Neben der Jahresgrundvergütung setzen inzwischen auch mehr Unternehmen einjährig variable Vergütungen ein: Sowohl bei kleinen als auch großen Firmen haben diese nun 14 Prozent mehr implementiert (34 zu 48 Prozent bzw. 60 zu 74 Prozent). Solche sogenannten Short Term Incentives (STI) motivieren Beteiligte, ihre Leistung im Einklang mit der Unternehmensstrategie zu erbringen.

Für eine nachhaltige Unternehmensentwicklung bieten sich zudem mehrjährige variable Vergütungen an (Long Term Incentives, LTI). Hier hat sich der Anteil im öffentlichen Sektor in den vergangenen zwei Jahren verdoppelt, auch wenn LTI als strategische Incentivierung auf weiterhin geringem Niveau verbleiben (von drei auf sechs Prozent). Dennoch sollten Unternehmen diese Lösung nicht unterschätzen und weiter ausbauen. 

ESG-Ziele gewinnen an Bedeutung

Weiter an Relevanz gewinnen auch ESG-Ziele im Zusammenhang mit variabler Vergütung. Unternehmen berücksichtigen immer häufiger Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien bei ihren Vergütungssystemen – in der aktuellen Studie 13 Prozent der befragten Firmen. „Auch in Zukunft wird dieses Thema weiterhin an Bedeutung gewinnen und Einzug in die Vergütungssysteme finden“, betont Raspels. Im börsengelisteten Umfeld und in privatwirtschaftlichen Unternehmen sei dies klar zu erkennen.

Mit einem Anteil von zehn Prozent ist der Frauenanteil in der Führungsebene der befragten Firmen noch immer niedrig. Den bestehenden Gender Pay Gap zu schließen und die Präsenz an weiblichen Führungskräften zu erhöhen, gehöre weiterhin zu den größten, aber lohnendsten Herausforderungen im öffentlichen Sektor, so die Empfehlung von PwC.

Betriebliche Altersversorgung wird oft angeboten

Als eine der maßgeblichen Nebenleistungen bleibt die betriebliche Altersversorgung (bAV) relevant: Während in der Privatwirtschaft 2023 nur knapp 49 Prozent Anspruch darauf haben, gibt es im öffentlichen Sektor große Unterschiede. In den befragten kleinen und großen Unternehmen haben 51 respektive 68 Prozent der Führungskräfte einen Anspruch auf betriebliche Altersversorgung, bei mittelgroßen Firmen sogar 81 Prozent.

Die konkrete Ausgestaltung der bAV sieht dabei unterschiedlich aus: Mit rund einem Drittel (32 Prozent) belegt die Unterstützungskasse den ersten Platz, die Pensionskasse ist nun für 24 Prozent – statt noch 17 Prozent vor zwei Jahren – die Lösung.

Management mit Demografieproblem

Auch der demografische Wandel und der daraus resultierende Fachkräftemangel wird ein immer drängenderes Thema im öffentlichen Sektor. In der Untersuchung waren 88 Prozent der Teilnehmenden zwischen 46 und 65 Jahre alt – und niemand jünger als 35.

Für den öffentlichen Sektor ist prognostiziert, dass bis 2030 38.000 Führungskräfte fehlen werden. Der Grund: Öffentliche Unternehmen sind im Vergleich zu privatwirtschaftlichen Firmen für qualifizierte Führungskräfte aus verschiedenen Gründen unattraktiver, zum Beispiel aufgrund eines niedrigeres Gehaltsniveaus, unflexiblerer Arbeitszeiten und geringeren Aufstiegschancen.

Die Gestaltung der Vergütung kann ein entscheidender Faktor sein, gerade im Wettbewerb um Talente aus der Privatwirtschaft. „Um zukunftsfähig zu sein, ist es zwingend notwendig, eine inklusive und gerechte Arbeitsumgebung mit einer attraktiven Vergütung zu schaffen, um qualifizierte Fachkräfte anzuziehen und diese auch langfristig zu binden“, erklärt Raspels. (hp)