ÖPNV

Lücken in ländlichen Landkreisen

Der Großteil der Bevölkerung hat mindestens eine Bushaltestelle oder einen Bahnhof in der Nähe. In dünn besiedelten Gegenden ist die Lage aber schwierig.
26.06.2023

In ländlichen Gegenden ist es schwierig, die Menschen vom Auto in den Nahverkehr zu locken.

90 Prozent der Bevölkerung in Deutschland können mindestens eine Bus- oder Bahnhaltestelle mit wenigstens täglich 20 Abfahrten fußläufig gut erreichen. Die Anteile variieren jedoch je nach Region erheblich. Das ergibt eine Analyse des Bundesinstituts für Bau, Stadt- und Raumforschung (BBSR).

Als fußläufig gut erreichbar gilt danach eine Bushaltestelle im Umkreis von 600 Metern oder ein Bahnhof im Umkreis von 1200 Metern. In den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen wohnen praktisch alle Bewohner in der Nähe einer solchen Bushaltestelle oder eines Bahnhofs. Hohe Anteile weisen auch Baden-Württemberg (95 Prozent), das Saarland (95 Prozent), Hessen und Nordrhein-Westfalen (jeweils 94 Prozent) auf. Im Ländervergleich am geringsten sind die Anteile dagegen in Mecklenburg-Vorpommern (72 Prozent), Bayern (80 Prozent), Niedersachsen (82 Prozent) und Brandenburg (83 Prozent).

Dünn besiedelte bayerische Landkreise weit hinten

Auf Landkreis-Ebene weisen die niedrigsten Quoten Straubing-Bogen (Bayern, 34 Prozent), Haßberge (Bayern, 37 Prozent) sowie Cuxhaven (Niedersachen), Cham (Bayern) und Donau-Ries (Bayern) mit jeweils 38 Prozent auf. In den meisten kreisfreien Großstädten sowie den hochverdichteten Umlandkreisen liegen die Anteile dagegen über dem Durchschnitt.

Mobilität mit Bus und Bahn müsse alltagstauglich sein – in städtischen und ländlichen Räumen, sagt Peter Jakubowski, Leiter der Abteilung Raum- und Stadtentwicklung im BBSR. Dazu gehöre ein komfortabler Zugang zum öffentlichen Verkehr, also fußläufig gut erreichbare und regelmäßig angefahrene Haltestellen. „Für einen Großteil der Bevölkerung ist das Realität, anders als von vielen vielleicht vermutet“, so Jakubowski. Sein Vorschlag: Bundesweite Standards und Qualitätskriterien für Angebote und Erreichbarkeit, um den öffentlichen Verkehr noch attraktiver zu machen und ihn besonders in ländlichen Räumen als Alternative zum Auto zu stärken.

Insgesamt gibt es laut BBSR in Deutschland 217.000 Bushaltestellen und Bahnhöfe. Unabhängig von der Anzahl der angebotenen Abfahrten können rund 97 Prozent der Bevölkerung mindestens eine davon in einem Radius von maximal 1200 Metern erreichen. (wa)