Deutschland

Biomethan-Potenziale: 10-Punkte-Plan vom BDEW

Biomethan gilt als nachhaltig und könnte eine sehr gute Verwendung in Kraft-Wärme-Kopplung-Anlagen finden, wo es Strom sowie Wärme gleichzeitig erzeugt: Der BDEW sieht in zehn wichtigen Punkten, einen Hebel, um das Biomethan-Potenzial zu heben.
11.07.2022

Biomethan kann aus Abfällen produziert werden: Dessen Einsatz gestaltet sich aber durch die aktuellen Rahmenbedingungen schwierig.

Das Osterpaket hat einen Teil aus Sicht des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sowie des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) nicht abgedeckt: Biomethan. Gerade diesen in Kraft-Wärme-Kopplung-(KWK)-Anlagen einzusetzen, wäre essenziell für Versorgungssicherheit. Um einen Biomethan-Hochlauf zu initiieren, hat der BDEW ein 10-Punkte-Plan präsentiert: Denn bis zum Jahr 2030 könnten in Deutschland pro Jahr 100 Terawattstunden Biomethan erzeugt und ins Gasnetz eingespeist werden, heißt es in der dazugehörigen Pressemitteilung.

Dies entspreche etwa einem Fünftel der Erdgasmenge, die Deutschland im vergangenen Jahr an russischem Erdgas verbraucht hat. Dieses Potenzial werde aktuell jedoch bei weitem nicht ausgeschöpft, heißt es ferner. Im Jahr 2021 seien in Deutschland gerade einmal 10 TWh Biomethan erzeugt worden.

Die Steuerungsinstrumente aus Sicht des Verbandes

Einige der BDEW-Forderungen im Überblick:

  1. Produktionskapazität von Biomethan durch Nutzung der technischen Möglichkeiten bei Bestandsanlagen erhöhen
  2. Wie bereits zuvor beschrieben, wird aktuell die maximale Leistung der in Deutschland installierten Biomethananlagen nicht voll ausgeschöpft. Dies ist u.a. darin begründet, dass die EEG-Vergütung - also die Vergütung des erzeugten EE-Stroms - mit einer maximalen definierten Leistung der Anlage verknüpft ist. Wird diese vereinbarte Leistung überschritten, führt dies i.d.R. zum Verlust von EEG-Vergütungsansprüchen.
  3. Bestehende Anlagen können unter Ausnutzung der technischen Möglichkeiten die für die EEG-Vergütung ausschlaggebende Leistung (Nominalleistung) um bis zu 20 Prozent erhöhen. Somit könnte bereits innerhalb weniger Monate ein Potential von 2 bis 3 TWh gehoben werden.
  4. Umstellung von der Vor-Ort-Verstromung auf Biomethanproduktion und Einspeisung vereinfachen
  5. Bei der Umstellung des Betriebs von Stromerzeugung vor Ort auf Biomethaneinspeisung sollte eine Änderungsanzeige ausreichen. Dies würde Realisierungszeiträume um ca. zwölf Monate verkürzen.
  6. Realisierungszeiträume bei Neubau von Biomethananlagen durch vereinfachte und weniger aufwändige Genehmigungsverfahren verkürzen
  7. Für dezentrale Anlagen und für die Produktion und Speicherung von Energie aus erneuerbaren Quellen sollte unter anderem ein Verfahren der einfachen Mitteilung eingeführt werden.
  8. Genehmigungsverfahren müssen auf maximal 2 Jahre begrenzt werden.

Weitere Aspekte sind noch ...

  1. Biomethaneinspeisung in der Gasnetzzugangsverordnung neu regeln 
  2. Nachweisführung für Nachhaltigkeit und Treibhausgas-Minderung vereinfachen
  3. EU-weiten Handel von Biomethan ermöglichen
  4. Fördermodell zum Ausbau der Biomethanproduktion über CCfD einführen
  5. Nutzungsbedingungen für Biomethan im Erneuerbare-Energie-Gesetz, Kraft-Wärme-Kopplung-Gesetz und Gebäude-Energieeffizienz-Gesetz (GEG) verbessern
  6. Vergärung von Bioabfällen inkl. Aufbereitung zu Biomethan verpflichtend machen
  7. Energetische Biomassenutzung an Biomethananlagen fördern

Das vollständige BDEW-Papier, mit allen Erläuterungen, finden Sie hier.

Biomethan steht "verlässlich" zur Verfügung

„Vor dem Hintergrund des Angriffskrieges von Russland auf die Ukraine und den Auswirkungen auf die Energieversorgung in Deutschland und Europa wird klar, dass eine Beschleunigung der Nutzung erneuerbarer Gase aus verschiedenen Quellen und Orten immer dringlicher wird“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.

Biomethan stünde als Energiequelle innerhalb Deutschlands "verlässlich und wetterunabhängig zur Verfügung". "Die Erhöhung von Erzeugung und Nutzung von Biomethan trägt nicht nur dazu bei, schnell unabhängig von Gasimporten aus Russland zu werden, sondern ist auch ein wesentlicher Baustein zur zügigen Treibhausgas-Minderung. Es ist daher wichtig, dass wir schnell einen Regulierungsrahmen bekommen, der uns ermöglicht, die bislang ungenutzten Potenziale in der Erzeugung von Biomethan zu heben", so Andreae. (gun)