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70 Jahre ZfK – Mit der Gaslaterne geduscht

1976: Ein Wasserstrahl schießt aus der Straßenlaterne. Nur ein gezeichneter Witz? Nein, Realität in Soest.
03.06.2024

Die vier Männer wollten ihren Augen nicht trauen, als aus der kurz zuvor ans Gasnetz angeschlossenen Leuchte ein Wasserstrahl schoß.

70 Jahre ZfK – Seit Juni 1954 berichtet die Zeitung für kommunale Wirtschaft aus und für die kommunalen Versorgungsunternehmen. Höchste Zeit also für einen Rückblick. In den Archiven finden sich dabei immer auch ganz besondere „Schätzchen“: 1976 bekamen die Soester flüssiges Licht.

Beim Stadthof im schweizerischen Luzern fließt dichter Verkehr. Am Zebrastreifen warten Fußgänger, um die Straße überqueren zu können. Ein Passant drückt auf den Knopf der Signalanlage und — traut seinen Augen nicht: Denn anstelle des erwarteten grünen Lichts spritzt ihm ein Wasserstrahl entgegen. Als Ursache entpuppte sich ein Rohrbruch unter der Ampel. Einer Fontäne gleich schoss das Wasser durch den Hohlraum des Lichtmasts. Bisher waren solch groteske Vorkommnisse lediglich Thema für Witzezeichner. Jüngst aber wurde dies im westfälischen Soest Wirklichkeit.

Zwei gleich aussehnde Leitungen

An einem grauen Oktobermorgen rückte ein Bautrupp der Stadtwerke Soest mit Hacke, Schaufel, Anbohrschelle und einer Straßenleuchte im Hermann-Kätelhön-Weg an, um den Menschen dort das lang ersehnte Licht zu bringen. Seit Jahren klagten die Bewohner über unbeleuchtete Straßen. Nach Abladen der Geräte stellten die Männer zunächst den Lichtmast auf, buddelten im Erdreich und stießen schließlich auf zwei Leitungen gleichen Charakters. An eines der Rohre legten die Stadtwerker die Anbohrschelle. Wie üblich, ohne das Gas abzudrehen.

Doch kaum war die Verbindung hergestellt, schoss ein Wasserstrahl aus der Gasleuchte und verwandelte den Lichtspender in eine Riesenbrause. Fassungslos starrten die Gasmänner auf das wasserspeiende Ungetüm, bis einer endlich auf die Idee kam, den Schieber der Wasserleitung zu schließen. Was war geschehen?

Ein kleines Missgeschick von Hobby-Handwerkern

Bei ihren Recherchen mussten die Stadtwerke weit in die Vergangenheit zurückgehen. Die Geschichte nahm bereits vor einem Vierteljahrhundert ihren Anfang. 1949 nämlich bauten die Siedler nicht nur ihre Eigenheime selbst, sondern legten in Do-it-yourself-Manier auch zum Teil die Versorgungsleitungen. Dabei passierte den Hobby-Handwerkern ein Missgeschick. Sie legten das Wasserrohr neben die Gasleitung und verletzten damit eine goldene Regel des Rohrnetzbaus, die da besagt, dass die Wasserleitung unter dem Gasstrang verlaufen muss. Schon allein wegen der Frostgefahr.

Doch auch die Stadtwerker hätten den Irrtum bemerken müssen. Am unterschiedlichen Gas- bzw Wasserdruck. Aber an diesem Tag lag der Teufel Im Detail. Es war nämlich bereits nachmittags, der Feierabend nahte.

Nach der nassen Überraschung packte die Stadtwerker der Ehrgeiz. Noch am selben Tag installierten sie die neue Brennstelle und leuchteten den Bürgern heim.