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70 Jahre ZfK – Ölalarm

1963: In der ZfK-Redaktion riecht es unerträglich. Pfusch beim Einbau einer Ölheizung ruft Polizei und Feuerwehr auf den Plan.
17.05.2024

Polizei war nötig, um den Autostrom um die vor dem ZfK-Gebäude zu einem Verkehrshindernis angewachsene Fahrzeugschlange aus Tank-, Feuerwehr und Polizeiwagen zu steuern. Im Keller sprudelte inzwischen das Öl aus den Tanks auf den Fußboden.

Böse Zungen behaupten, wir brächten das Öl in schlechten Geruch. Das stimmt gar nicht. Wir melden nur, wo und wie Mineralölprodukte dem Trinkwasser Gefahr bringen können und wo das bereits geschehen ist.

Aber jetzt hat das Öl uns in schlechten Geruch gebracht. Wortwörtlich. Aus den Räumen der Redaktion, der Anzeigenabteilung und vor allem des Archivs scheint der Duft des flüssigen Goldes nicht mehr herauszubringen zu sein, und oben in den Privatgemächern unseres Chefredakteurs duftet's nicht viel besser. Immerhin kann uns jetzt niemand mehr vormachen, die Ölheizungsfirmen täten alles Erdenkliche, um ein Ausfließen des gefährlichen Stoffes zu verhindern. Wir haben Praxis wider Willen.

Eigentlich wollten wir ja eine Gasheizung haben. Oder auch eine Nachtstrom-Speicherheizung. Wie sich das für eine Zeitschrift gehört, die laufend über deren Vorteile schreibt. Aber die ZfK wohnt in München zur Miete. Und ein alter Freund riet der Hausbesitzerin, einen seiner Klienten mit dem Einbau der Heizung zu betrauen.

Nun, wir waren gespannt. Mit Recht, wie sich schnell herausstellte. Es begann an einem Freitagabend — denn für so eine Kleinigkeit ist die normale Arbeitszeit wohl zu schade damit, daß die unangemeldet kommenden Heizungsmonteure den Kessel die Kellertreppe hinunterpoltern. Nicht viel anders erging's am Samstag den Ölbehältern, vier Batterietanks zu je 1500 Litern. Vom Schutzanstrich war nicht mehr viel übrig, als sie im Keller landeten. Decke und Wände des Treppenganges und ein Lichtschalter mußten auch dran glauben. Denn niemand von den „Fachleuten" hatte sich die Zeit genommen, auszumessen, ob der Gang breit und hoch genug für die Tanks sei.

"Leider war noch Wasser im Kessel"

Wenig später war der Keller samt Archiv von trüben Fluten überspült. „Leider befand sich im alten Kessel noch Wasser." Die Monteure zuckten mit den Schultern, machten sich auf den Heimweg und überließen die Beseitigung der von ihnen angerichteten Bescherung einer allein im Haus befindlichen sechzigjährigen herzkranken alten Dame.

Flotte Leute, die Monteure. Kaum hatten sie am Wochenende die Tanks angeschlossen, verlangten sie: Öl her. Sonst hätten sie für den Probebetrieb ja noch einen Tag dranhängen müssen. Wir schafften es. In wenigen Stunden stand der Tankwagen vor der Tür. Fix war der Schlauch ausgerollt — und nischt wie rin!

Die Schrauben werden fester gezogen

Als die Verbindungsleitung zwischen den Tanks zu tropfen begann, waren der Tankwagenfahrer und der Heizungsmonteur noch frohen Mutes. Sie zogen die Schrauben fester. Und je fester sie zogen, desto schneller entrann das Öl. Schließlich kam der Fahrer auf die Idee, den Absperrhahn an seinem Fahrzeug zu schließen. Die Tanks waren halb gefüllt. Das Öl lief unentwegt in den Keller. Der Monteur beschäftigte sich unten sehr sinnvoll mit der Einrichtung eines Kreislaufs: er fing Teile des auslaufenden Öls auf und schüttete sie oben wieder in den undichten Tank. Zwischendurch benachrichtigte er seinen Chef. Der versprach, Werkzeug zu schicken.

Was nun? Zurücksaugen konnte man das Öl nicht — kein Stutzen des Tankfahrzeugs paßte in die enge Behälteröffnung. Die Ölfachleute waren hilflos. Wir riefen die Münchner Feuerwehr, die uns gleich versicherte, sie könne das Öl auch nicht zurücksaugen oder sonstwie am Auslaufen hindern. Ein Ölwehrfahrzeug bekäme man erst in einigen Wochen.

ZfK-Redakteur Eduard Hollering konstruierte in Gedanken einen Ansaugstutzen, der an den Schlauch und in den Tank paßte. Bald konstruierte er mit den Händen. Der Fahrer half. Genug Rohre und Schraubstücke lagen herum. Der Monteur schöpfte inzwischen weiter. Unten heraus, oben hinein.

Dann trafen nacheinander ein: Der Heizungsmonteur mit Werkzeug. Zwei Feuerwehrleute im Pkw. Ein kleinerer Wagen mit zwei Polizisten. Ein Katastrophen-Lkw mit Anhänger und drei Feuerwehrleuten. Schließlich ein Beamter von der Feuerschutzpolizei und ein Herr vom Kreisverwaltungsreferat. Und irgendwann dann auch der Chef der Heizungsmonteure.

Nur zwei, die sich mühten

Folgende Taten waren zu verzeichnen: Der Monteur kanzelte seinen Kollegen ab, weil er den Ölstrom nicht gleich gestoppt habe. Ein Feuerwehrmann telefonierte nach Sägemehl. Ein Polizeibeamter notierte die Adressen aller Anwesenden und den Sachverhalt. Feuerwehrleute verteilten sorgfältig Sägemehl unter die Tanks. Ein Monteur fing das durch starkes Anziehen der Schrauben noch stärker ausströmende Öl auf und kippte es wieder in die Behälter. Der Mann von der Feuerschutzpolizei erkundigte sich nach der Einbaugenehmigung der Lokalbaukommission. Der Heizungsbauerchef schwitzte, weil er weder die Genehmigung noch überhaupt eine Planzeichnung besaß. Ein Polizist steuerte den Straßenverkehr um den inzwischen zum Verkehrshindernis angewachsenen Fahrzeugpark vor dem ZfK-Gebäude. Die einzigen, die sich praktisch mühten, den unerfreulichen Brennstoffauslauf zu bremsen, waren der ZfK-Redakteur und der Tankwagenfahrer. Interessiert schauten die „Fachleute" und die Männer unter Helmen und Beamtenmützen zu, wie der selbstgebastelte Saugstutzen in der Tanköffnung verschwand und das Öl langsam rückwärts marschierte.

Das war vor einigen Wochen. Heute liegen die Behälter im Garten neben einem großen Ölflecken. Der Ölkessel ist inzwischen vorläufig auf Koksfeuerung umgebaut worden. Geheizt werden kann immer noch nicht. Denn wenn man die Heizkörper füllen will, rauscht das Wasser aus einem nicht verschweißten Rohr hinter dem Heizkessel in den Keller.

Keine Genehmigung ohne Antrag

Die Ölheizfirma ist uns böse, weil wir bei dem von ihr verschuldeten Ölunfall die Feuerwehr riefen und auf diese Weise Polizei und Lokalbaukommission von der Sache erfuhren. Man werde jetzt nichts mehr tun, erklärt die Firma, ehe die Genehmigung der Kommission vorliege. Anruf bei dieser ergibt: Wir können gar nicht genehmigen — weil überhaupt noch kein Antrag vorliegt.

Wir frieren. Es geschieht nichts. Doch: Die Heizölpreise klettern, und aus einem undichten Ventil läuft unaufhörlich Wasser in den Keller.