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Der Kampf der Kommunen gegen den Einwegbecher

Für viele Umweltschützer ist der Coffee-to-go-Becher eines der Symbole für den sinn- und gedankenlosen Umgang der Menschen mit der Umwelt. Milliardenfach benutzt, landen die Becher auf dem Müll und können nicht recycelt werden.
26.05.2019

Viele Kommunen setzen auf Aktionen gegen die zunehmende Flut von Einwegbechern.

Trotz aller Appelle und Mahnungen nimmt die Nutzung von Einwegbechern und damit die Verschmutzung der Innenstädte immer weiter zu. Schon im Jahr 2016 kamen deutschlandweit 2,8 Milliarden Einwegbecher für Heißgetränke in Umlauf. So entstanden 28.000 Tonnen Abfall, zu 60 Prozent aus beschichteter Pappe und zu 40 Prozent aus Plastik. Die meisten Becher landen in einer "Verwertung", wie es jüngst das Umweltbundesamt beschrieb. Aber viele Becher müssen erst auf der Straße, in Parks oder auch am Strand eingesammelt werden. Das kostet die Städte viel Geld. Zudem werden nicht alle eingesammelt und landen letztlich im Meer.

Um das Problem zu verringern, wurde in Greifswald im vergangenen Oktober ein umweltschonender Pfandbecher als Alternative zum Einwegbecher eingeführt. "Mittlerweile sind rund 20 Einrichtungen beteiligt, die den Recup-Becher verwenden, darunter auch das Studierendenwerk als einer der größten Abnehmer", sagte Sprecherin Andrea Reimann. Die Idee dahinter sei, dass Kunden für ihren wiederverwendbaren Becher einen Euro Pfand zahlen und die Gefäße bei jedem teilnehmenden Laden deutschlandweit abgeben können. "Seit letztem Jahr gibt es auch Mehrweggläser beim Fischerfest Gaffelrigg, wie schon zuvor beim Weihnachtsmarkt."

"Kein Plastik bei die Fische" in Rostock

Wie in allen Städten sind auch in Wismar die Coffee-to-go-Becher als Einwegware ein Ärgernis. "Es gibt einige Cafés und Bäckereien, die feste Becher verkaufen für Coffee-to-go", sagte Stadtsprecher Marco Trunk. In der Regel würden auch mitgebrachte Becher gefüllt. Darüber hinaus forderte die Bürgerschaft Ende April Bürgermeister Thomas Beyer (SPD) auf, bei städtischen Veranstaltungen die Nutzung von Plastikgeschirr und -verpackungen zu verbieten.

Der Kampf gegen Einwegbecher ist in Rostock nur ein Teil der Bemühungen gegen die Verpackungs- und Plastikflut. Unter dem Motto "Kein Plastik bei die Fische" werden Projekte initiiert, um Gäste und Einwohner für den Küsten- und Umweltschutz zu sensibilisieren, sagte Stadtsprecherin Kerstin Kanaa. Die immer noch am häufigsten gefundenen – und für viele Besucher auch die ekeligsten – Müllteile am Strand seien Zigarettenreste. Mit Infotafeln und einer gelben Sammelbox, dem sogenannten "Ostseeascher", soll das Problem eingedämmt werden. Auch zum Wohle der Ostsee, denn Kippen vergiften das Wasser. Für 2019 stehen 5000 Strandascher zur Verfügung.

Stralsund: "Weniger fürs Meer"

"Seit 2017 gibt es den Stralsund-Becher, um auf das Thema Mehrweg hinzuweisen", sagte Sprecher Peter Koslik. In Kooperation mit dem Tourismusverband Rügen laufe aktuell das Projekt "Weniger fürs Meer", das die Einführung des Recup-Pfandsystems bei bis zu 40 Standorten in Stralsund und auf der Insel Rügen finanziell unterstützt. Am 5. Juni soll der Becher mit Motiven aus der Region offiziell vorgestellt werden. Zudem läuft in Stralsund seit 2016 eine Papiertüten-Aktion mehrerer Händler und Unterstützer der Altstadt – 12.000 Tüten für den Meeresschutz und gegen Plastikmüll.

In der Landeshauptstadt Schwerin wurde Ende 2018 die Kampagne "Einmal ist keinmal – denk Mehrweg" gestartet. "Die teilnehmenden Geschäfte geben Rabatte auf die Heißgetränke, wenn der Kunde seinen eigenen Mehrwegbecher mitbringt", sagte Sprecherin Michaela Christen. Es gebe noch keine Auswertung zu der Aktion, da sie noch laufe. (dpa/hcn)