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Drittes Jahr in Folge mehr Unternehmensschließungen

Alarmierend sei, dass nicht nur die industrielle Basis schwinde, heißt es von Creditreform. Auch hohe Energiekosten werden als Grund aufgeführt.
28.05.2024

Die Industrie in Deutschland tut sich schwer. (Symbolbild)

Auch im vergangenen  Jahr sind mehr Unternehmen als im Vorjahr geschlossen worden. Die Zahlen zeigten wie sehr die industrielle Basis im deutschen Mittelstand schwinde, so die aktuelle Auswertung des Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) aus Mannheim in Zusammenarbeit mit Creditreform.

In 2023 stellten in Deutschland demnach rund 176.000 Unternehmen ihren Betrieb ein. Der Großteil von ihnen „still und leise“, lediglich 11 Prozent der Schließungen sind Folge einer Insolvenzanmeldung.

Gegenüber der Schließungszahl von 2022 bedeutet das einen Anstieg von 2,3 Prozent – und zwar über fast alle Branchen und Unternehmensgrößen hinweg.

Mehr Schließungen in der Industrie

Die größte Zahl der Unternehmensaufgaben waren im Handel (37.000) und bei den konsumnahen Dienstleistungen (51.000).

„Verwaiste Ladenlokale und leere Schaufenster treffen die Menschen in ihrer Umgebung wirtschaftlich und auch emotional. Die Schließungen in der Industrie aber treffen den Kern unserer Volkswirtschaft“, sagt Patrik- Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform.

So ist die Anzahl der Schließungen im Baugewerbe von 2022 auf 2023 um 2,4 Prozent auf 20.000 Unternehmen gestiegen – im verarbeitenden Gewerbe um 8,7 Prozent auf 11.000 Schließungen. Das ist der höchste Stand seit dem Jahr 2004.

Forschungsintensive Branchen fallen zurück

Alarmierend sei, dass damit nicht nur die industrielle Basis schwinde. Unterscheidet man innerhalb des verarbeitenden Gewerbes noch einmal nach dem Innovationsgrad, fällt auf, dass die Zahl der Schließungen mit plus 12,3 Prozent in forschungsintensiven Bereichen zugenommen hat.

„In Bereichen wie etwa der Chemie- und Pharmaindustrie, dem Maschinenbau und bei technologieintensiven Dienstleistungen scheiden mehr Unternehmen aus dem Markt aus“, berichtet Sandra Gottschalk, Senior Researcher beim ZEW. Der Effekt ist dort zudem besonders stark, weil den Schließungen stagnierende Gründungen gegenüberstehen.

„Derzeit bestimmen Turbulenzen bei prominenten und großen Unternehmen die Diskussion um eine mögliche De-Industrialisierung“, so Hantzsch. „Das leise Sterben vieler kleinerer Betriebe und hochspezialisierter Unternehmungen ist aber mindestens genauso folgenschwer. Hohe Energie- und Investitionskosten, unterbrochene Lieferketten, Personalmangel und politische Unsicherheit sind für die Wirtschaft ein toxischer Cocktail“, so der Creditreform-Sprecher.

So ist die Energiewirtschaft betroffen

In der Gruppe der Unternehmen aus dem Bereich „Bergbau, Energieversorgung, Wasserversorgung und Entsorgung“ gab es im vergangenen Jahr 1610 Schließungen, seit 2018 (1330) gibt es hier eine steigende Tendenz.

Für ihre Untersuchung greifen die ZEW-Ökonomen auf das Mannheimer Unternehmenspanel zu. Es basiert auf der Unternehmensdatenbank von Creditreform und ist die umfangreichste Datenbasis zur Gesamtheit der Unternehmen in Deutschland. (pfa)