Wasser

DVGW will Wasserwende forcieren

"Wir wollen 2024 zu einem wichtigen Jahr der Wasserwende in Deutschland machen", sagte DVGW-Vorstand Wolf Merkel in Berlin. Deshalb fordert der Verein ein Wasserportal, führt eine Wasserbedarfs-Studie durch und gründet den "Jungen DVGW".
19.02.2024

"Wasserwende heißt, die Politik muss schnellstens die rechtlichen, personellen und finanziellen Voraussetzungen für die zukunftsfähige Aufstellung der Branche schaffen", sagte Wolf Merkel, Vorstand des DVGW.

 

Angesichts der starken Regenfälle im Herbst und Winter macht sich der DVGW Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches derzeit kaum Sorgen um die Wasserressourcen. Der Blick in den aktuellen Dürremonitor zeige nach dem regenreichen Jahr 2023, dass nur noch in wenigen Regionen Trockenheit im Gesamtboden vorliege, konstatierte Vorstand Wolf Merkel auf der Jahresauftakt-Pressekonferenz des Vereins in Berlin.

Angesichts der vorliegenden Messdaten könne man also nicht von Wasserknappheit sprechen. Außerdem seien die Wasserentnahmen in der Vergangenheit kontinuierlich zurückgegangen, allerdings in den letzten fünf Jahren dann auch wieder angestiegen, sagte Merkel. Denn die Trinkwasserbedarfe im Haushalt nehmen wieder zu. Um hier Klarheit zu bekommen, hat der DVGW eine Wasserbedarfs-Studie in Auftrag gegeben, die voraussichtlich im Frühjahr abgeschlossen wird.

Keine Trendwende bei Nitrat erkennbar

Um grundsätzlich die Wasserressourcen besser managen zu können, fordert der DVGW ein integriertes Wasserportal. Darin sollen im Wesentlichen alle Informationsquellen der Bundesländer und der Bundesbehörden an einer Stelle zusammengeführt werden. Das Portal sollte verlässliche Messdaten zum Grundwasserstand und zu Füllständen und Abflusswerten von Talsperren enthalten. Damit könnten Behörden zukünftig ihre Wasserrechte bemessen, die Entnahmen steuern und Wasserknappheits-Situationen regeln.

Während die Wasserressourcen dem DVGW wenig Kopfzerbrechen bereiten, gelten die Bedenken der Qualität des Wassers. Was die Nitratbelastung betrifft, "hat sich eigentlich nichts verändert", bilanziert Merkel. Es sei zu wenig "in Richtung einer tatsächlichen Trendwende passiert". Die zulässigen Düngemengen seien zu hoch, ebenso wie die Obergrenzen, außerdem fehle ein Wirksamkeitsmonitoring. Die Stoffstrombilanz-Verordnung sei unzureichend, deshalb setzt der Verein Hoffnung auf eine Neufassung.

PFAS ist nicht gleich PFAS

Was die Gruppe der PFAS anbelangt, vertritt der DVGW eine differenzierte Position. Die Stoffe, die toxisch sind und in der Umwelt nicht abgebaut werden können, sollten aus dem Verkehr gezogen werden. Die umweltpersistenen Substanzen durch aufwendige Maßnahmen wieder aus dem Wasser zu entfernen, könne nur eine Übergangslösung sein. Allerdings gibt es auch Stoffe, die so hohen Nutzen in der industriellen Produktion haben, dass sie weiterhin erlaubt sein sollten.

Positiv beim Thema Gewässerschutz sei zu vermerken, dass nun die erweiterte Herstellerverantwortung für Arzneistoffe und Kosmetikprodukte in der kommunalen Abwasserrichtlinie festgeschrieben wurde. 80 Prozent der Reinigungskosten der kommunalen Kläranlagen müssen in Zukunft von den Herstellern getragen werden.

Mehr Geld für Infrastruktur

Eine große Herausforderung für die Wasserversorger ist auch der Aus- und Aufbau einer resilienten Infrastruktur. „Fakt ist, dass die Wasserversorgung neue wasserwirtschaftliche Aufgaben bekommt, deren Finanzierung offen ist", sagte Merkel. Dazu gehört die Anpassung von Anlagen und Netzen an erhöhte Reinigungsaufgaben, höhere Spitzenabgaben, zusätzliche Speicherbedarfe und eine stärkere Vernetzung vorhandener Infrastrukturen.

Da Wasser ein wichtiger Standortfaktor sei, "fordern wir, dass wir rechtliche, personelle und finanzielle Voraussetzung für eine zukunftssichere Infrastruktur schaffen müssen", so der DVGW-Vorstand. Dazu gehören auch beschleunigte Genehmigungs- und Planungsverfahren.

Zwei Brancheninitiativen

Den Veränderungsprozess in der Branche unterstützt der DVGW mit zwei Initiativen. Das eine sind Roadmaps für eine strukturierte Anpassung an die zukünftigen Herausforderungen. Sie wurden in den vergangenen Jahre in den Regionen Hamburg, Stuttgart, Magdeburg und Franken entwickelt. Darin werden Kernaspekte zum Thema Klimawandelfolgen, demografischer Wandel und resiliente Infrastruktur behandelt. Die regionalen Roadmaps eignen sich als Modelle für eine deutschlandweite Anwendung.

Die zweite Initiative ist ein Bündel von Maßnahmen zur Sicherung von Nachwuchskräften. Unter anderem wird der Verein in diesem Jahr den "Jungen DVGW" gründen, um junge Fachleute an die Aufgaben der Versorgungswirtschaft heranzuführen. Der offizielle Start erfolgt im Mai auf der IFAT in München. (hp)