Wasser

Spierkeroog braucht mehr Wasser

Die Süßwasserlinse unter der Insel dient der Trinkwasserversorgung. Möglicherweise könnte das sensible System mit mehr Brunnen sogar besser geschützt werden. Der OOWV plant Probebohrungen.
25.09.2023

Die Insel Spiekeroog im Ostfriesischen Wattenmeer erfreut sich bei Touristen großer – und wachsender – Beliebtheit.

 

Um die Trinkwasserversorgung auf Spiekeroog auch in Zukunft zu sichern, will der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) die Infrastruktur auf der Insel auf den neuesten Stand bringen. Neben der technischen Sanierung des Wasserwerks sowie von einem der sechs Grundwasserförderbrunnen gehört dazu in einem ersten Schritt die Suche nach neuen Standorten für ergänzende Brunnen.

Hierfür planen Hydrogeologen im bevorstehenden Herbst und Winter die genauere Erforschung der Süßwasserlinse unter der Insel. Schon jetzt sei laut OOWV sicher, dass das sich ständig aus Niederschlägen erneuernde Reservoir groß genug ist, um auch zukünftig daraus ausreichend Grundwasser zur Trinkwasseraufbereitung zu gewinnen. Diese Erkenntnis leiten die Experten aus früheren Untersuchungen ab.

Sicherheitsreserven werden in Anspruch genommen

Bislang darf der OOWV jährlich 180.000 Kubikmeter Wasser aus der Linse für die Trinkwasseraufbereitung entnehmen. 2010 hatte der Landkreis Wittmund ein entsprechendes, für 30 Jahre gültiges Wasserrecht bewilligt.

Die Abgaben des Wasserwerks lagen zuletzt jedoch schon bei rund 163.000 Kubikmetern in zwölf Monaten. Die durch den Wasserversorger vorzuhaltenden Sicherheitsreserven wurden damit bereits teilweise in Anspruch genommen.

Leichte Tendenzen zur Versalzung

„Zusätzliche Abgabemengen durch stetig steigende Gästezahlen auf der Insel sorgen für einen höheren Wasserverbrauch“, stellt Christoph Kraft, Regionalleiter des OOWV in den Landkreisen Wittmund und Friesland, fest. „In den Sommermonaten laufen die sechs Förderbrunnen inzwischen temporär unter Volllast“, berichtet er. Das habe Folgen: Erste Brunnen weisen leichte Tendenzen zur Versalzung auf.

Das spiele für die Trinkwasserversorgung aktuell noch keine Rolle. „Wir liegen weiterhin sehr deutlich unter den Grenzwerten der strengen Trinkwasserverordnung, aber wir möchten frühzeitig und zukunftsorientiert handeln“, betont Kraft. Zusätzliche Förderbrunnen östlich der bisherigen Entnahmestellen könnten die Situation deutlich entspannen und somit die Bestandsbrunnen entlasten.

Empfindliches Gleichgewicht zwischen Süß- und Salzwasser

Projektleiter Michael Howahr erläutert die Zusammenhänge: „Eine Süßwasserlinse steht mit dem umgebenden Salzwasser im Untergrund in einem empfindlichen Gleichgewicht. Eine Grundwasserentnahme muss hier sehr behutsam und möglichst breit verteilt erfolgen. Punktuell größere Grundwasserentnahmen gilt es möglichst zu vermeiden.“

Ein erweitertes Brunnenfeld, innerhalb dessen jeder einzelne Brunnen weniger Wasser fördert, kann nach seinen Worten dazu beitragen, sich andeutende Versalzungstendenzen zurückzudrängen – selbst bei in Summe sogar höheren Grundwasserentnahmen. „Wir haben daher ein hydrogeologisches Erkundungsprogramm ins Leben gerufen, um genau solche Möglichkeiten auszuloten“, berichtet Howahr.

Versuchsbrunnen mit 20 Metern Tiefe

Konkret werden dafür an verschiedenen Standorten Versuchsbrunnen und Grundwassermessstellen gebohrt. Dafür kommt ein etwa sechs Meter hohes Bohrgerät zum Einsatz. Nach Abschluss der Bohrarbeiten folgen unter anderem Pumpversuche an den etwa zwanzig Meter tiefen Versuchsbrunnen.

Dazu wird der Süßwasserlinse über zwei Tage rund zehn Kubikmeter Wasser pro Stunde entnommen. „So gewinnen wir Erkenntnisse, ob das Wasser an dieser Stelle überhaupt für eine Trinkwasseraufbereitung geeignet ist und wie die Süßwasserlinse auf die Entnahme reagiert“, beschreibt Brunnenbau-Fachplaner Jürgen Sander das Verfahren.

Genehmigung neuer Förderbrunnen

„Nur an den sich als geeignet herausgestellten Standorten werden wir langfristig die Genehmigung für den Bau späterer dauerhafter Förderbrunnen beantragen. Dies wird jedoch ein eigenständiges, sich an die jetzige Erkundung anschließendes Verfahren sein“, stellt Howahr klar. (hp)