Wasser

Versorgung der Tesla-Fabrik: Umweltministerium gibt Irrtum zu

Schon lange weist der Wasserverband WSE darauf hin, dass die genehmigten Wassermengen wegen eines sehr alten Umweltschadens nicht zur Verfügung stehen.
11.04.2022

Der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) fördert aus den Tiefen des Urstromtals in Märkisch-Oderland Trinkwasser und versorgt über vier Wasserwerke – Spitzmühle (Bild), Strausberg, Eggersdorf und Erkner – etwa 170.000 Menschen.

 

Das brandenburgische Umweltministerium hat eingeräumt, dass wegen Umweltproblemen bisher weniger Grundwasser in der Region Strausberg-Erkner gefördert wird als angenommen. Wegen der Beeinflussung von Altlasten auf die Wasserentnahmestelle Erkner-Nord und das Wasserwerk Strausberg, das der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) betreibt, könnten nur knapp 15 Mio. der 17 Mio. Kubikmeter pro Jahr genutzt werden, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Antwort auf eine Anfrage des Parlamentarischen Geschäftsführers der Linken im Landtag, Thomas Domres.

Nach Einschätzung von Domres und von Umweltverbänden ist die Wasserversorgung der Region wegen des Werks des US-Elektroautobauers Tesla in Grünheide kritischer als von der Landesregierung eingeräumt. Umweltminister Axel Vogel (Grüne) hingegen hatte Befürchtungen vor einem Wassermangel wegen der Ansiedlung im März im Umweltausschuss des Landtages als «Gespenster-Diskussion» bezeichnet. Der WSE nutze bisher nicht alle genehmigten Wassermengen.

Altlasten auf Industriegelände

Die Umweltprobleme gehen von einem ehemaligen Industrieareal bei Erkner aus, das im Einzugsbereich des WSE-Wasserwerks liegt und auch in vielen Jahren nicht saniert werden konnte. Wie das Umweltministerium in Potsdam auf dpa-Anfrage mitteilte, wurden die Schäden vor allem durch Leckagen, falsche Lagerung und Deponierung von Produkten und Produktionsrückständen sowie durch Kriegsschäden und Havarien verursacht. Bereits seit den 1950er Jahren sei bekannt gewesen, dass das Grundwasser in dem ehemaligen Industriegebiet erheblich geschädigt sei.

Der Wasserverband habe vor dem Umweltausschuss am 9. Februar erklärt, er könne wegen des Umweltschadens von 2,19 Mio. nur 0,8 Mio. Kubikmeter Grundwasser pro Jahr am Wasserwerk Erkner fördern, heißt es in der Anfrage der Linken. Bei einer größeren Wasserentnahme könnte sich die Bodenverunreinigung durch die Chemikalie Phenol im Grundwasser ausbreiten. An der Wasserstelle Erkner Nord könne daher kein zusätzliches Grundwasser gefördert werden.

Sanierungsgelder anderweitig verwendet

Umweltminister Vogel müsse alle Hebel in Bewegung setzen, um Landkreis, Gemeinden und Wasserverband bei der Sanierung der Altlasten zu helfen und die Wasserversorgung in der Region zu sichern, sagte Domres der dpa. In jedem Jahr gebe es im Landeshaushalt den Titel Haftungsfreistellungen. «Von den dafür vorgesehenen Geldern sind jährlich viele Millionen nicht ausgegeben worden, die für die Altlastensanierung eingesetzt werden könnten.»

Darauf hatte der Landesrechnungshof (LRH) in seinem Jahresbericht 2021 hingewiesen, wie die "Märkische Oderzeitung" berichtete. «Die Ausgaben für Haftungsfreistellungen sind seit 15 Jahren deutlich zu hoch veranschlagt. Jedes Jahr war absehbar, dass Landesmittel in zweistelliger Millionenhöhe nicht für diese Aufgabe benötigt werden», heißt es in dem Bericht des LRH. «Das Ministerium gab die „eingesparten“ Landesmittel stattdessen für zahlreiche andere Zwecke aus.»

Langfristige Lösung: Neues Wasserwerk

Das Versorgungsproblem könnte Domres zufolge auch das neue Werk von US-Elektroautobauer Tesla in Grünheide mittelbar betreffen. Nach Angaben des Wasserverbands kann der Bedarf mit der aktuellen Wasserförderung gedeckt werden, das Grundwasser reicht aber nicht für den Ausbau, weitere Ansiedlungen von Unternehmen und mehr Einwohner. Die Fabrik war am 22. März eröffnet worden.

Auf lange Sicht soll die Wasserversorgung in der Region durch ein neues Wasserwerk in Hangelsberg Nord gesichert werden. Eine Mitarbeiterin des Umweltministeriums hatte dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) im März 2021 gesagt, das Wasserwerk solle nach einer Schätzung in fünf Jahren Wasser liefern – das könnten 4 bis 6 Mio. Kubikmeter Wasser pro Jahr zusätzlich sein. (dpa/hp)