Wasser

Damit aus Süßwasser kein Salzwasser wird

Wissenschaftler haben in Zusammenarbeit mit dem Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband erstmalig ein Süß-/Salzwasser-Überwachungssystem auf der Insel Spiekeroog installiert.
03.07.2020

Im Projekt "Samos" wird die Süß-/Salzwassergrenze überwacht.

Da Süßwasser leichter als Salzwasser ist, bilden sich im Untergrund von Inseln sogenannte Süßwasserlinsen, die vom umgebenden Salzwasser begrenzt werden. Diese Süßwasserressourcen nachhaltig zu nutzen – das ist auf Nordseeinseln wie Spiekeroog eine besondere Herausforderung. Einflüsse des Klimawandels und ein zunehmender Tourismus könnten mit einem steigenden Wasserbedarf auf der Insel einhergehen. Die dadurch steigenden Grundwasserentnahmen verursachen möglicherweise eine nachteilige Verschiebung der Süß-/Salzwassergrenze im Untergrund. Die Folge wäre eine zunehmende Versalzung des Grundwassers, was die gesamte Wasserversorgung der Inseln gefährden könnte.

Um die Lage der Süß-/Salzwassergrenze im Untergrund von Spiekeroog besser kontrollieren zu können, installierten Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Angewandte Geophysik (LIAG) gemeinsam mit dem Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (OOWV) das Überwachungssystem „Samos“. Dabei wurde eine vertikale Elektrodenstrecke von rund 24 Metern Länge in ein Bohrloch von etwa 50 Metern Tiefe gesetzt und mit einer Messstation an der Oberfläche verknüpft.

Solaranlage versorgt Überwachungssystem

Täglich wird der elektrische Widerstand gemessen, welcher direkt mit der Mineralisation des Grundwassers zusammenhängt. Mit einem integrierten Solarpanel versorgt sich diese Monitoringanlage selbst mit Energie und kann so langfristig Daten sammeln. Das Projekt go-CAM ermöglicht dabei die digitale, zeitnahe und praxisfreundliche Aufbereitung der Daten. Diese Informationen sind für den OOWV jederzeit einsehbar und weiter verwertbar.

„Den Überblick über die Salz- und Süßwassergrenze unter Spiekeroog zu behalten, ist für die nachhaltige Wassernutzung entscheidend“, erklärt Helga Wiederhold, LIAG-Projektleiterin go-CAM. „Wir brauchen fortlaufende Messreihen, um die Langzeitentwicklung zu verstehen. Wird zu viel Wasser abgepumpt, kann Salzwasser aufsteigen. Überschreitet der Chloridgehalt den rechtlich zulässigen Grenzwert, kann das Grundwasser nicht mehr genutzt werden. Mit unserem Salzwasser-Überwachungssystem Samos können wir unserem Kooperationspartner OOWV genau aufzeigen, ob sich die Salzwassergrenze verschiebt und im Zweifelsfall früh Warnung geben.“

Nachhaltige Grundwasserversorgung

Konstantin Scheihing, Projektleiter des go-CAM-Projektes für den OOWV, sieht in der Fertigstellung der Samos-Messstelle einen entscheidenden Schritt für eine langfristig nachhaltige Grundwasserbewirtschaftung auf Spiekeroog: „Als öffentlich-rechtlicher Wasserverband haben wir die verantwortungsvolle Aufgabe, die nachhaltige Bewirtschaftung der Grundwasserressourcen in der Region unter Wahrung einer allseits gegebenen Wasserversorgungssicherheit für unsere Kundinnen und Kunden zu gewährleisten." Die Forschungskooperation mit dem LIAG und der Bau des Samos-Monitoringsystems sei ein weiterer wichtiger Baustein, dieser Verantwortung nachzukommen.

Auch in anderen Küstenregionen Norddeutschlands ist die Überwachung der Süß-/Salzwassergrenze von hoher Relevanz. Nicht zuletzt wirken sich der klimabedingte Anstieg des Meeresspiegels und weitere Einflüsse des Klimawandels sowie demografische Veränderungen auf die Grundwassererneuerung aus. Innerhalb des Projekts go-CAM wurde das Salzwasser-Überwachungssystem auch an einem Standort zur Trinkwassergewinnung bei Jever installiert. (hp)