Wasser

Selbst dieses Jahr war insgesamt zu trocken

Zum 13. Mal in Folge hat es 2021 im Ruhreinzugsgebiet weniger geregnet als im langjährigen Mittel. Für das Talsperrensystem des Ruhrverbands war es in mehrerlei Hinsicht ein außergewöhnliches Jahr.
30.11.2021

Die speziellen Wetterphänomene dieses wasserwirtschaftlichen Jahres führten dazu, dass der Ruhrverband mitten im Hochsommer den höchsten Wasserstand verzeichnete. Im Bild die Möhnetalsperre.

In der kollektiven Erinnerung wird 2021 vermutlich auf ewig mit den Bildern der Flutkatastrophe vom Juli verbunden sein. Dennoch war selbst dieses Abflussjahr – in der Wasserwirtschaft endet das Jahr bereits am 31. Oktober – nach den Auswertungen des Ruhrverbands insgesamt zu trocken. Zum 13. Mal in Folge hat es im Ruhreinzugsgebiet weniger geregnet als im langjährigen Mittel (987 Millimeter Jahressumme, 61 Millimeter bzw. sechs Prozent Defizit). Damit setzt sich die längste Abfolge zu trockener Abflussjahre seit Aufzeichnungsbeginn ungebrochen fort, teilt der Verband mit.

Nasser als üblich waren lediglich fünf der zwölf Monate, allerdings neben dem Januar ausgerechnet die Monate Mai, Juni, Juli und August – also insgesamt ein verregneter Sommer. Spitzenreiter war hierbei der Juli mit 170 Millimeter (176 Prozent des langjährigen Monatsmittelwerts), der nasseste Juli seit dem Schlechtwettersommer 1980.

Ausnahmemonat September

Allerdings fiel im Juli der überwiegende Teil des gesamten Monatsniederschlags innerhalb von weniger als 24 Stunden und löste damit das katastrophale Hochwasser aus. Unter dem Eindruck dieses Ereignisses und seiner Folgen dürfte vermutlich kaum jemand mitbekommen haben, dass der September außergewöhnlich trocken war: Mit nur 33 Millimeter Niederschlag schaffte er es sogar in die Top 5 der trockensten September der letzten 95 Jahre.

Auch in Bezug auf die Mitteltemperatur im Einzugsgebiet reihte sich das Abflussjahr 2021 in den Langzeittrend ein, denn es war wieder einmal wärmer als im langjährigen Vergleich – wenn auch mit einem Plus von 0,3 Grad bei weitem nicht so extrem wie in den Jahren 2018, 2019 und 2020, die um satte 1,2 bzw. 1,3 Grad wärmer waren als das langjährige Mittel.

Vergessene Hitzewelle

Leider zeigte sich erneut der Sommer als Spielverderber, denn ausgerechnet die Monate April, Mai, Juli und August waren kälter als üblich. Der Juni hingegen verzeichnete eine mittlerweile fast vergessene Hitzewelle, die diesen Monat zum wärmsten Juni seit 2003 und zum immerhin drittwärmsten der letzten 140 Jahre werden ließ.

Für das Talsperrensystem des Ruhrverbands war 2021 in mehrerlei Hinsicht ein außergewöhnliches Jahr. Zu Beginn des Abflussjahres, also am 1. November 2020, lag der Gesamtstauinhalt aller Talsperren im Ruhreinzugsgebiet aufgrund der hohen Beanspruchung in den Sommermonaten mit 269,1 Mio. Kubikmetern (entspricht 57 Prozent vom Vollstau) um gut 19 Prozent unter dem langjährigen Mittel und sank aufgrund weiter ausbleibender Regenfälle in der Folge sogar noch auf 268,4 Mio. Kubikmeter am 7. Dezember ab.

Höchster Füllstand im Juli

Allerdings markierte dieser Wert dann auch den niedrigsten Füllstand im gesamten Abflussjahr, denn der in der winterlichen Aufstauphase bis Ende April erreichte Stauinhalt blieb wegen des verregneten Sommers nahezu konstant, wohingegen er in den vergangenen Sommern rapide abgenommen hatte.

Das extreme Hochwasser Mitte Juli führte dann zu dem absolut außergewöhnlichen Umstand, dass der höchste Füllstand des gesamten Abflussjahres (mit 463,3 Mio. Kubikmetern, 98 Prozent vom Vollstau, 25 Prozent über dem langjährigen Mittel) am 16. Juli registriert wurde. In den Folgemonaten nahm der Stauinhalt kontinuierlich ab und lag am 31. Oktober mit 379,1 Mio. Kubikmetern (80 Prozent vom Vollstau) um gut 14 Prozent über dem langjährigen Mittel. (hp)