Gas

Hessen treibt Aufbau einer regionalen Wasserstoffinfrastruktur für Rhein-Main voran

Eine technische Machbarkeitsstudie listet Forderungen an die Politik auf. Einmal mehr steht das Thema Unbundling im Mittelpunkt.
01.09.2023

Die Industrie im Rhein-Main-Gebiet ist auf Wasserstoff angewiesen.

Das Land Hessen treibt die Entwicklungen und den Aufbau einer regionalen Wasserstoff-Infrastruktur voran. „Insbesondere für die Energiewende in der Industrie wird Wasserstoff einen wesentlichen Beitrag liefern. Gerade für das Rhein-Main-Gebiet, eine der wichtigsten Wirtschaftsregionen Deutschlands, wird großes Potential für den Aufbau einer regionalen Wasserstoffinfrastruktur gesehen“, sagte Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. „Daher unterstützt Hessen die Entwicklung und den Aufbau einer Infrastruktur, damit Wasserstoff zukünftig über die Verteilnetze dort ankommt, wo er gebraucht wird“, so der Minister.

Ziel ist, korrespondierend zum Aufbau der beiden überregionalen Fernleitungen, bis im Jahr 2028 bzw. 2030 einen regionalen Hauptstrang zur Versorgung der ersten gewerblichen Großverbraucher im Rhein-Main-Gebiet zu errichten. Dazu wurde gemeinsam mit Verteilnetzbetreibern eine Studie erarbeitet. Diese skizziert unter Berücksichtigung von aktuellen Bedarfen, Erzeugungspo-tentialen, Importmengen und Informationen zur bestehenden Gasinfrastruktur einen möglichen Trassenverlauf für das Rhein-Main-Gebiet.

Versorgung über das Erdgasnetz vorerst nicht möglich

Die für den etwa 300 km langen Neubau notwendigen Investitionskosten werden überschlägig auf 540 Mio. Euro geschätzt. Eine Versorgung mit Wasserstoff über das bestehende Erdgasnetz kann in den ersten Jahren nicht erfolgen, da die restlichen Kunden der aktuellen Verteilnetze weiterhin mit Erdgas versorgt werden müssen. Daher muss eine eigene Infrastruktur aufgebaut werden, um die ersten Wasserstoffverbraucher vorgezogen versorgen zu können.

Handlungsempfehlungen an die Politik:

Damit der Wasserstoff-Infrastrukturausbau in Hessen gelingt, richten die an der Studie beteiligten Verteilnetzbetreiber konkrete Handlungsempfehlungen an die Politik:

Die bestehenden Entflechtungsvorgaben für Erdgas gemäß den Vorschlägen des europäischen Parlaments entsprechend auf Wasserstoff zu erweitern.

Die Genehmigungsverfahren zur Planung und Realisierung einer Wasserstoffinfrastruktur müssen, mit Blick auf die Zeitachse der Klimaschutzziele, beschleunigt werden.

Alle potenziell klimaneutralen Energieträger – Strom (Photovoltaik, Windkraft), Fernwärme, Erneuerbare Energien (Solarthermie, Geothermie und Biomasse) und Wasserstoff – werden in der Wärmeversorgung benötigt. Eine One-Size-Fits-All-Lösung bei der Dekarbonisierung des Wärmemarktes erscheint nicht zielführend. 

Für die Auslegung des Netzes müssen valide Wasserstoff-Bedarfszahlen erhoben werden.

Sicherung von Wasserstoffkapazitäten auf überregionaler Ebene: Zur Deckung der erforderlichen Bedarfe sind der Aufbau und die Erschließung signifikanter Importmengen von Wasserstoff erforderlich

Schaffung von Förder- und Finanzierungsprogrammen sowie Betriebsmodellen für die Realisierung: Die erwarteten Investitionskosten in eine regionale Wasserstoffinfrastruktur sind nicht durch die Verteilnetzbetreiber allein tragbar.

Energieversorger aus der Region mit an Bord

Die Machbarkeitsstudie für ein „Wasserstoff-Regionalnetz Rhein-Main“ wurde durch die Landesstelle Wasserstoff der LEA Hessen und der Ernst & Young Real Estate im Auftrag des hessischen Wirtschaftsministeriums erstellt. Beteiligt waren zwölf Energieversorgungsunternehmen der Region. (amo)