E-Mobilität

Die Lenkzeitpause reicht zum Laden

Im Nefton-Projekt laden E-Lastwagen mit Megawatt-Leistung. Die Vorteile: Hoher Wirkungsgrad, keine zusätzliche Wartezeit.
19.07.2024

Projektleiter Markus Lienkamp (l.) und Veronika Fetzer von der Technischen Hochschule Deggendorf beim Megawatt-Laden, daneben Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Ganz rechts: Frederik Zohm von MAN Truck & Bus.

Batterieelektrisch angetriebene Lastwagen sollen künftig auch im Güterfernverkehr eingesetzt werden. Die langen Ladezeiten sprachen bislang dagegen. Doch mit Ladesäulen, die ein Megawatt Leistung oder mehr abgeben können, entfällt das Wartezeit-Problem: Die Ladesäulen sowie dazu passende Lastwagen ermöglichen es erstmals, innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Lenkzeitpause von 30 Minuten die Lkw-Batterien eines 40-Tonners für 4,5 Stunden Betriebszeit oder rund 400 Kilometer Strecke aufzuladen. Die ersten Prototypen des Megawatt-Ladens wurden bei einer Veranstaltung des Nefton-Projekts mit Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger vorgestellt. Dabei wurde erstmals in der Öffentlichkeit ein Fahrzeug mit mehr als einem Megawatt geladen.

Rund 70 Prozent des Güterverkehrs, gemessen an Mengen und Strecken, finden in Deutschland auf der Straße statt – und zwar hauptsächlich mit Diesel-betriebenen Fahrzeugen. 40 Prozent der Verkehrsemissionen entfallen auf den Güterverkehr. Daher würde ein Umstieg von Diesel- auf Elektroantrieb besonders große positive Effekte bringen.

Der Wirkungsgrad liegt bei 75 Prozent

Doch ein Megawatt ist längst nicht das Ende der Fahnenstange. Das Nefton-Projekt untersucht Ladeleistungen mit bis zu drei Megawatt. Dies könne Einsatzeffizienz und Flexibilität von Elektro-Lkw für den Fernverkehrseinsatz noch weiter steigern. Auch das bidirektionale Laden für eine Einbindung der Lastwagen als Speicher ins Stromnetz steht beim Projekt auf der Liste. Zum Forschungskonsortium gehören MAN Truck & Bus, die Technische Universität München (TUM), die Technische Hochschule Deggendorf, das Fraunhofer ISE, die Forschungsstelle für Energiewirtschaft sowie Unternehmen aus der Privatwirtschaft.

Markus Lienkamp von der TUM betont: „Die wissenschaftlichen Fakten sprechen eine klare Sprache: Batterieelektrische Lkw haben einen Wirkungsgrad von etwa 75 Prozent. Davon sind Brennstoffzellen-Lkw mit nur 26 Prozent Wirkungsgrad und eFuels mit lediglich 14 Prozent meilenweit entfernt. Aber für den tatsächlichen effektiven Einsatz von Elektro-Lkw fehlt noch die Infrastruktur an den Hauptverkehrsrouten. Hierfür ist die Technologie des Megawatt-Ladens ein gewaltiger Schritt nach vorne.“

Die Technologie ist da, die Ladeinfrastruktur noch nicht

Frederik Zohm, Vorstand für Forschung und Entwicklung bei MAN Truck & Bus, sagte: „Wir haben es mit Nefton geschafft, Technologien zu entwickeln, um E-Lkw innerhalb kürzester Zeit und mit einer Leistung von über 1000 kW zu laden. Im Forschungsfokus standen dabei die Praxistauglichkeit, die Kosten sowie die Netzanschlussleistung. Gemeinsam mit unseren Projekt-Partnern haben wir klar gezeigt, dass Elektro-Lkw und Megawattladen die perfekte Kombination für die umfassende Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs sind. Die Technologie ist da, nun gilt es, den Ausbau der Ladeinfrastruktur voranzutreiben.“

„Das Megawatt Charging System (MCS) beschleunigt die Ladezeiten der Lastkraftwagen massiv und ist deshalb ein Meilenstein für die Elektromobilität“, meinte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Die MCS-Technologie berücksichtige der Freistaat auch beim aktuellen Förderprogramm. „In der ersten Runde finanzieren wir damit 86 Ladepunkte für den Straßengüterverkehr. Im Spätherbst soll der nächste Förderaufruf starten. Gemeinsam mit unseren Wasserstoff-Förderungen steht dieses Programm für die Technologieoffenheit der Bayerischen Staatsregierung in der Mobilität.“ (wa)