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Aus 150 Mio. werden 400 Mio. Euro: Großes Interesse an grünem Schuldscheindarlehen

Pensionskassen, Versicherungen: Die erste Platzierung eines grünen Schuldscheins der Hamburger Energiewerke stößt auf enorme Resonanz. Ein gutes Omen für andere große Transformationsprojekte?
18.07.2024

Allein zwischen 2022 und 2028 investieren die Hamburger Energiewerke rund 2,8 Mrd. Euro in die Wärmewende in der Hansestadt.

Der Startbetrag der Transaktion lag bei 150 Millionen Euro. Aufgrund der hohen Nachfrage eines breiten Investorenkreises konnten die noch jungen Hamburger Energiewerke (HEnW) ein grünes Schuldscheindarlehen und Namensschuldverschreibungen in Höhe von insgesamt 400 Mio. Euro am Kapitalmarkt platzieren. Neben Banken beteiligten sich an der Finanzierung auch Asset Manager, Pensionskassen und Versicherungen – insgesamt 58 Investoren.

Die Mittel fließen unter anderem in die modularen Erzeugungsparks Energiepark Hafen und Energiepark Tiefstack, die die beiden Kohlekraftwerke durch überwiegend klimaneutrale Wärmequellen ablösen werden. Außerdem investiert das städtische Unternehmen damit in den Ausbau erneuerbarer Energien mit Windkraft- und Photovoltaikanlagen. 

Laufzeiten von fünf bis 33 Jahren

Die Hamburger Energiewerke investieren allein zwischen 2022 und 2028 insgesamt 2,85 Mrd. Euro in die Wärmewende der Hansestadt. Einen Teil der erforderlichen Mittel hat man sich nun über die genannte Groß-Transaktion beschafft. Anders als viele kleine und mittlere kommunale Unternehmen verfügen die HEnW über die notwendige kritische Größe, um die für den Kapitalmarkt interessanten Losgrößen und Volumina anzubieten.

Die Laufzeiten der unterschiedlichen Tranchen reichen laut Pressemitteilung von fünf bis zu 33 Jahren. Die Verzinsung liegt auf dem unteren Niveau der Vermarktungsspanne. Mit der Abwicklung der Transaktion wurden die BayernLB, die Commerzbank AG und die DZ Bank AG beauftragt. Bereits 2023 konnten die HEnW nach eigenen Angaben Darlehensverträge in Höhe von 650 Millionen Euro mit unterschiedlichen Banken und Konsortien abschließen. 

DZ-Bank: "Transaktion hat die Türen für weitere Investoren mit ähnlichem Transformationsprozess geöffnet"

„Zwischen 2022 und 2028 investieren wir eine immense Summe in die Wärmewende der Hansestadt Hamburg. Diese können wir als städtisches Unternehmen nicht allein stemmen“, erklärte Christian Heine, Sprecher der Geschäftsführung der Hamburger Energiewerke.  Umso erfreulicher sei es, dass die Investoren offenbar großes Vertrauen in die Transformationspläne des Unternehmens gezeigt hätten.

„Die Hamburger Energiewerke haben mit dieser breit vermarkteten Emission bewiesen, dass Investorennachfrage selbst in Laufzeiten über 25 Jahren hinaus besteht. Diese Transaktion hat somit die Türen für weitere Unternehmen geöffnet, die sich in einem ähnlichen Transformationsprozess befinden und in Zukunft ebenfalls einen langfristigen Finanzierungsbedarf haben“, versicherte stellvertretend für sämtliche Bankenpartner Friedrich Luithlen, Leiter Debt Capital Markets & Syndication, DZ Bank AG.

Branche schätzt Investitionsbedarf bis 2034 auf über 20 Mrd. Euro

Auch andere große Kommunalversorger wie DSW21, Badenova oder aber die VNG haben in den vergangenen Monaten und Jahren erfolgreich grüne Schuldscheine platziert. Laut einer aktuellen Mitgliederumfrage von PwC schätzen die Mitgliedsunternehmen des VKU den Investitionsbedarf in den kommenden zehn Jahren auf über 20 Mrd. Euro.

Nur 30 Prozent der Unternehmen gaben an, diese finanzielle Mammutaufgabe aus eigener Kraft bewältigen zu können. Da nur ein begrenzter Kreis größerer Kommunalversorger Zugang zum Kapitalmarkt hat, fordert die Branche seit Längerem einen Energiewendefonds. (hoe)

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