Wasser

"100 lebendige Bäche für Sachsen"

Der sächsische Umweltminister Günther will ein Programm für eine bessere Wasserqualität auflegen. Das Land hat bereits viel Geld für Gewässer ausgegeben. Dennoch sind viele von ihnen noch immer in einem bedenklichen Zustand.
13.08.2024

Sebastian Bunk, Geschäftsführer von Backstagetourism, sammelt in einem „Green Kayak“ Müll aus der Spree. Er verleiht die Kajaks am Funkhaus Berlin für kostenlose Paddel-Fahrten, wenn die Teilnehmer bei ihrer Tour Müll aus dem Wasser fischen.

 

Sachsen möchte die Qualität in Fließgewässern verbessern. "Wir haben in den zurückliegenden fünf Jahren massiv in die Qualität unserer Flüsse und Bäche investiert. Aber zu viele Gewässer sind noch in einem bedenklichen Zustand. Das müssen wir ändern", sagte Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) der Deutschen Presse-Agentur und kündigte ein Programm "100 lebendige Bäche für Sachsen" an. Es soll klare Ziele für konkrete Gewässer benennen und Modellprojekte umfassen.

Laut Ministerium sind nur knapp sieben Prozent der Fließgewässer und 43 Prozent der Standgewässer in Sachsen in einem guten ökologischen Zustand. Damit befinde man sich bundesweit im Mittelfeld.

Ziel ist das Jahr 2027

Dem Ministerium zufolge wurden seit 2019 mehr als 600 Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerstruktur und Renaturierung umgesetzt. Allein für die Aufwertung von Gewässern und Renaturierung wurden gut 33 Mio. Euro investiert.

Nach Angaben des Umweltministeriums gibt es in Sachsen 558 Fließgewässer und 30 sogenannte Standgewässer, die nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie berichtspflichtig sind. Die Richtlinie sieht vor, dass Fließ- und Standgewässer EU-weit bis zum Jahr 2027 in einen guten ökologischen Zustand zu bringen sind.

Natürlicher Hochwasserschutz

"Wir haben in den letzten fünf Jahren landauf, landab Flüsse renaturiert. Wir haben zwischen Spree und Pleiße lebendige Flusslandschaften wiederhergestellt. Wir haben alte Flussarme wieder angebunden. Wir haben in vielen Gewässern Wehre und Sohlschwellen zurückgebaut, damit Wasserlebewesen wieder den gesamten Wasserlauf nutzen können", führte der Minister aus.

Man habe vor allem viel Raum für den natürlichen Hochwasserschutz zurückgewonnen – 1781 Hektar. Nach den großen Hochwassern in Sachsen sei das neben dem technischen Hochwasserschutz eine extrem wichtige Säule.

Mehr Unterstützung für Kommunen

"Und wir sind endlich mit der Rettung des Leipziger Auwalds vorangekommen. Der hat jetzt in wichtigen Bereichen wieder mehr Wasser und vor allem eine Perspektive auf weitere Verbesserungen. Denn er soll Naturschutzgroßprojekt werden", erklärte Günther weiter.

Beim Gewässerschutz gelte es, die Kommunen als Mitverantwortliche noch stärker ins Boot zu holen. "Das heißt, wir müssen als Freistaat eine Schippe drauflegen und wir müssen die Kommunen noch mehr dabei unterstützen, den Zustand der Flüsse und Bäche zu verbessern, die in ihrer Verantwortung sind."

Umsetzung von EU-Vorgaben

"Unterm Strich: Wir haben sehr viel geschafft. Aber das reicht noch nicht", sagte Günther weiter. Der Handlungsdruck sei wegen des Klimawandels und des Artensterbens hoch. Es gebe eine rechtliche Verpflichtung aus der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie, für deren Umsetzung zwei Jahrzehnte lang politisch viel zu wenig gemacht worden sei. "Deshalb brauchen wir ein weiterführendes Programm." (dpa/hp)