Wasser

Streit um Trinkwassertalsperre Mauthaus

Tief im Frankenwald wird Regenwasser gesammelt, das zu Trinkwasser aufbereitet wird und zahlreiche Städte versorgt. Die Anrainergemeinden fordern nun einen Ausgleich für Nutzungseinschränkungen.
12.08.2024

Die Talsperre Mauthaus in Oberfranken ist auch als Ködeltalsperre bekannt.

Die Talsperre Mauthaus im Frankenwald ist eine von nur zwei Trinkwassertalsperren in Bayern. Über die Fernwasserversorgung gelangt das Wasser bis in die mittelfränkischen Ballungsgebiete wie Erlangen.

Die Talsperre ist etwa 50 Jahre alt – bis zu 16 Mio. Kubikmeter Wasser pro Jahr können an die Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) abgegeben werden. «Wir bekommen das sogenannte Rohwasser vom Freistaat Bayern geliefert, der für die Talsperre verantwortlich ist. In unserem Wasserwerk findet dann der Aufbereitungsprozess statt», schildert Markus Rauh, Verbandsdirektor der FWO.

Kommune will Entschädigung

Das bayerische Umweltministerium lässt die Talsperre derzeit ertüchtigen, einige Anlagenteile werden saniert, 22 Mio. Euro stehen nach Angaben einer Sprecherin dafür zur Verfügung. Die Trinkwasserversorgung sei während der Baumaßnahmen sichergestellt.

Vor Ort gibt es aber Kritik: Der Bürgermeister von Nordhalben, Martin Pöhnlein, ist Vorsitzender der Interessengemeinschaft wasserliefernder Kommunen in Bayern. Er sagte, er stehe zur Talsperre und der Fernwasserversorgung, fordere aber einen Ausgleich für seine Kommune.

Schutzgebiete hemmen Ausbau des Tourismus

Rund um die Talsperre ist nämlich ein kleines Naherholungsgebiet mit Wanderwegen entstanden, Touristiker sprechen gar vom «Frankenwaldfjord». Durch die Schutzvorschriften rund um die Talsperre sei das Wachstum gehemmt. Neubaugebiete könnten kaum ausgewiesen werden, Grundstücke im Schutzbereich seien kaum etwas wert.

«Dafür wollen wir eine Entschädigung“, so Pöhnlein. Dass das Wasser momentan ohne finanziellen Ausgleich für ländliche Gemeinden wie Nordhalben weggegeben wird, widerspreche der von der Staatsregierung stets zugesagten Stärkung des ländlichen Raums.

"Wasser ist Allgemeingut"

Die Kommunen der Interessengemeinschaft – dazu gehören auch beispielsweise Gemeinden aus Oberbayern, die Trinkwasser für München bereitstellen – haben sich mit ihrem Anliegen bereits an die Staatsregierung gewandt. Zum Anliegen der Interessengemeinschaft hieß es aus dem Umweltministerium: Wasser sei ein Allgemeingut.

Für die Verteilung von Wasser gelte das Solidarprinzip. «Es gibt keine rechtlichen Grundlagen für einen pauschalen Ausgleich oder eine Entschädigung an eine Kommune, in deren Gemeindegebiet ein Wasserschutzgebiet liegt.»

Auch in trockenen Sommern genug Wasser

Mit der Qualität des Rohwassers aus der Talsperre zeigt sich FWO-Verbandschef Rauh zufrieden. Anders als in anderen Talsperren im Bundesgebiet gebe es keinerlei Probleme: «Wir haben ja den Vergleich zu ähnlichen Konstellationen im ganzen Bundesgebiet. Dort schlägt der Klimawandel schon stärker durch, zum Beispiel durch Algenbildung.»

Und auch in extrem trockenen Sommern wie zum Beispiel in den Jahren 2018 und 2019 habe man stets genügend Wasser gehabt. Ein normales Wintervierteljahr reiche aus, um die Kapazitäten wieder aufzufüllen. «Selbst trockene Doppeljahre machen der Talsperre nichts aus.» Eine Talsperre sei in dieser Hinsicht absolut sinnvoll und habe sich bewährt.

Überlegungen zur Zukunftsfähigkeit

Dennoch – um die Anlage zukunftsfähig zu halten, habe man jetzt schon Überlegungen gestartet und berate sich mit Experten aus der Wissenschaft. «Wenn wir jetzt Entscheidungen treffen zum Leitungsbau, zur Anlagentechnik, dann muss das in den kommenden Jahrzehnten funktionieren. Das ist unsere Herausforderung, deshalb müssen alle Maßnahmen gut überlegt sein.» (dpa/hp)