Abwasser

EU-Projekt für Erneuerbare auf Kläranlagen

Der Lippeverband leitet das von der Europäischen Union geförderte Projekt „ResNRJwater“ mit insgesamt neun Partnern aus sechs Ländern.
24.07.2024

Den Abschluss der Auftaktkonferenz bildete die Besichtigung der ersten energieautarken Großkläranlage Deutschlands: das Klärwerk der Emschergenossenschaft in Bottrop.

 

Viele wasserwirtschaftlichen Infrastrukturen wie Kläranlagen, Abwasserkanäle, Rückhaltebecken, Deiche und Pumpstationen bieten bisher ungenutzte Potenziale für die Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energien. Der Lippeverband leitet das von der Europäischen Union geförderte Projekt „ResNRJwater“ mit insgesamt neun Partnern aus sechs Ländern – darunter auch die Emschergenossenschaft und ihre Tochtergesellschaft Betrem.

Gemeinsam arbeiten sie an dem Ziel, diese ungenutzten Potenziale zu erforschen und damit die Widerstandsfähigkeit der Energieversorgung von wichtigen Infrastrukturen zu erhöhen. Mit der Auftaktkonferenz in Essen ist das Projekt „ResNRJwater“ offiziell gestartet.

Energiemanagementsystem auf Kläranlage

„Angesichts der aktuellen Herausforderungen der Energie- und Klimakrise müssen wir Wege finden, unsere Energieversorgung zukunftsfähig zu machen. Es gibt schon viele Ideen und Lösungsansätze, wie die Wasserwirtschaft ihre Energieversorgung resilienter gestalten könnte“, sagte Frank Obenaus, Technischer Vorstand von Emschergenossenschaft und Lippeverband.

Eine Maßnahme des Lippeverbandes innerhalb des EU-Projektes ist, auf einer Kläranlage des Wasserwirtschaftsverbandes den Pilot für ein smartes und komplexes Energiemanagementsystem zu errichten und zu testen. Die besondere Herausforderung ist es, die Eigenenergieproduktion auch auf der Anlage nutzen zu können – leider stimmen Produktion und Verbrauch nicht immer überein.

Netzwerk von Aquathermie-Stakeholdern

Eine intelligente Speicherung soll über eine Batterie realisiert werden, auch um möglichst flexibel auf die jeweilige Belastungssituation sowie den Energiemarkt reagieren zu können. Somit soll gleichzeitig eine Steigerung der Resilienz sowie eine Kostenoptimierung erreicht werden.

Weiterhin baut der Lippeverband im Zuge von ResNRJwater ein Netzwerk von Aquathermie-Stakeholdern auf. So soll die Nutzung von Abwasserwärme für die Beheizung und Kühlung von Gebäuden gefördert werden.

Wärme und Kälte aus Abwasser

Abwasser als Wärme- und Kälte-Quelle steht auch im Mittelpunkt eines weiteren ResNRJwater-Bausteines unter der Regie von Bertrem, einer Tochter der Emschergenossenschaft. „Abwasser ist fast überall und dauerhaft verfügbar und hat selbst in den Wintermonaten relativ hohe und stabile Temperaturen. Auf der Suche nach noch nicht ausgeschöpften regenerativen  Energiequellen sollten wir zunehmend das Abwasser als Primärquelle in den Fokus nehmen“, sagte Geschäftsführerin Dagmar Dörtelmann.

Bertrem erforscht innerhalb des Projektzeitraumes die Potenziale zur Abwasserwärmenutzung im Kläranlagenzulauf. Dabei wird auch die Verwendung alternativer Stoffe als Wärmeträgerflüssigkeit im Wärmetauscher untersucht.

Sieben Teilprojekte

Insgesamt werden im Rahmen von ResNRJwater sieben Pilotmaßnahmen auf Kläranlagen und Pumpwerken in Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Frankreich durchgeführt. Ziel dieser Pilotvorhaben ist die Validierung verschiedener Technologien zur Erleichterung der Nutzung erneuerbarer Energiequellen im Wasser- und Abwassersektor.

Das Projekt hat eine Laufzeit von 2023 bis 2028 und ein Projektvolumen von rund elf Millionen Euro, das mit rund 6,37 Millionen Euro aus dem Europäischen Entwicklungsfonds über Interreg Nordwesteuropa gefördert wird.

Die Projektpartner sind:

  • Lippeverband (DE)
  • Hoogheemraadschap Hollands Noorderkwartier (NL)
  • Territoire d’énergie Loire-Atlantique (FR)
  • Aquafin NV (BE) 
  • Emschergenossenschaft (DE)
  • SEM EnR44 (FR) 
  • Betrem (DE)
  • InfraWatt (CH)
  • Universität von Galway (IE) (hp)