Abwasser

Pläne zur Klärschlammentsorgung in Sachsen nehmen Gestalt an

Das von vier Unternehmen gegründete „Klärschlammmanagement Westsachsen“ bereitet den Bau einer Monoverbrennungsanlage vor. Sie soll auch mit einer Phosphorrückgewinnung ausgestattet werden.
15.07.2024

"Unsere Unternehmen planen seit mehreren Jahren an diesem einmaligen Konzept der

interkommunalen Zusammenarbeit", sagte Steffen Ludwig, Vorsitzender des Aufsichtsrates von Klärschlammmanagement Westsachsen (im Bild eine Visualisierung der geplanten Anlage).

Die Betreiber größerer Kläranlagen ab 100.000 Einwohnerwerten haben ab dem Jahr 2029 und ab 50.000 Einwohnerwerten ab 2032 die gesetzliche Aufgabe, Phosphor aus den Klärschlämmen zurückzugewinnen. Um diesem Entsorgungsengpass mit seinen vermutlich starken Preissteigerungen entgegenzuwirken und die Anforderung der Phosphorrückgewinnung zu gewährleisten, gründeten bereits 2020 drei regionale Abwasserentsorger aus Westsachsen zusammen mit Eins Energie die Projektgesellschaft „Klärschlammmanagement Westsachsen“.

Die Gesellschafter des Unternehmens sind der Regional-Wasser/Abwasser-Zweckverband Zwickau/Werdau, der Zweckverband Wasserwerke Westerzgebirge, der Zweckverband „Kommunale Wasserver-/Abwasserentsorgung Mittleres Erzgebirgsvorland“ Hainichen (ZWA) sowie die Eins Energie in Sachsen aus Chemnitz.

Nutzung eines bestehenden Standorts

Die vier Partner wollen gemeinsam eine Klärschlammmonoverbrennungsanlage für den in Klärwerken anfallenden Klärschlamm bauen und betreiben. Diese soll auf einer Teilfläche von 10.000 Quadratmetern am Standort des bisherigen Heizkraftwerkes Nord von Eins Energie mit einer Kapazität von 15.000 Tonnen Trockensubstanz und einer möglichen Phosphorrückgewinnung entstehen.

Der Kraftwerksstandort bietet aufgrund der vorhandenen Infrastrukturen und Medientechnik sowie zur Einspeisung überschüssiger Wärme und Energie vor Ort wichtige Synergien zu anderen Kraftwerkskomponenten des dortigen Energie- und Technologieparkes, heißt es in einer Pressemitteilung von Klärschlammmanagement Westsachsen. Aufgrund der direkten regionalen Verwertbarkeit im Chemnitzer Fernwärmenetz bietet die Klärschlammmonoverbrennungsanlage deutliche Vorteile gegenüber einem zweiten Rückgewinnungsverfahren, der Pyrolyse, heißt es weiter.

Baubeginn ist für 2026 geplant

Für den Bau und die Ausrüstung einer Klärschlammmonoverbrennungsanlage wurde 2022 eine europaweite Ausschreibung der Ingenieursleistungen durchgeführt. Im Sommer 2023 konnte als wirtschaftlichster und qualifizierter Bieter das Ingenieurbüro Dr. Born – Dr. Ermel aus Achim ermittelt und beauftragt werden.

Frank Kippig, Geschäftsführer Klärschlammmanagement Westsachsen, zur Zeitschiene
des Projektes: „Ziel der planerischen Arbeiten ist es, im Jahr 2025 eine Bundes-Immissionsschutz-Genehmigung für die zu errichtende Anlage zu erhalten und den Bau der Anlage auszuschreiben, sodass der avisierte Baubeginn 2026 möglich wird.“

Kosten noch unklar

Heike Kröber, Geschäftsführerin von Klärschlammmanagement Westsachsen, ergänzt: „Mit einer Fertigstellung der Anlage ist dann 2028 zu rechnen, womit eine gesetzeskonforme Klärschlammentsorgung einschließlich Phosphorrückgewinnung für Kläranlagen größer 100.000 Einwohnerwerte ab 2029 erfolgen kann.“ Die genaue Investitionssumme stehe noch nicht fest, werde aber im mittleren zweistelligen Millionenbereich liegen.

Obwohl der Bau der Anlage an einem etablierten Kraftwerksstandort erfolgt und das dadurch bedingte Aufkommen an Lkw-Verkehr zu vernachlässigen ist – ausgegangen wird von durchschnittlich sieben Lkw pro Tag – sollen die Anlieger und die Öffentlichkeit durch verschiedene Maßnahmen in die Planungen eingebunden werden. (hp)