ÖPNV

Mehr Autos, aber weniger Autoverkehr

Studie von Agora Verkehrswende nennt als Gründe Homeoffice, Deutschlandticket und den CO2-Preis.
08.07.2024

Politik kann und sollte gestaltend in den Straßenverkehr eingreifen, heißt es bei Agora Verkehrswende.

Obwohl die Zahl der zugelassenen Autos weiter steigt, ist auf den Straßen weniger los. Das zeigt eine Studie des Instituts Agora Verkehrswende. Nach Ansicht der Forschenden hat sich das Verkehrsgeschehen in Deutschland in den Jahren 2019 bis 2023 „unerwartet verändert“. Verkehrswachstum sei also kein Naturgesetz, lautet das Fazit.

„Die Verkehrsdaten bringen einen weit verbreiteten Glaubenssatz der Verkehrspolitik ins Wanken“, sagt Wiebke Zimmer, stellvertretende Direktorin von Agora Verkehrswende. Trotz leicht steigender Bevölkerungszahlen und einem stetig wachsenden Pkw-Bestand habe der Autoverkehr gegenüber 2019 abgenommen. Umso wichtiger sei es, Mobilität und Verkehr politisch zu gestalten und dabei die Prioritäten zum Wohle der Allgemeinheit zu setzen. Dabei sei Rücksicht zu nehmen auf Klima- und Umweltschutz, Gesundheit und Sicherheit, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Entwicklung.

Sieben Prozent weniger Autoverkehr als 2019

Auf den Autobahnen waren 2023 zum Beispiel sieben Prozent weniger Pkw unterwegs als 2019. In Großstädten wie Berlin, Hamburg und München sei die Entlastung ähnlich, zum Teil sogar noch deutlicher zu beobachten. Im öffentlichen Verkehr hat die Zahl der Fahrgäste nach starken Einbrüchen zwar zumeist noch nicht ganz das Vor-Corona-Niveau erreicht. Aber die Verkehrsleistung nahm insgesamt zu, in Fernzügen sogar um sechs Prozent, weil die Fahrgäste längere Strecken zurücklegen.

Die Analyse hat Agora Verkehrswende auf Grundlage eines Berichts des Beratungsunternehmens KCW erstellt. Für den Bericht wurden Daten zum Verkehr auf Autobahnen und Bundesstraßen, zum öffentlichen Verkehr sowie zum Kfz- und Rad-Verkehr in ausgewählten Städten ausgewertet. Die Veränderungen im Verkehrsaufkommen seit der Pandemie lassen sich aus Sicht von Agora Verkehrswende vor allem auf drei Faktoren zurückführen: die Einführung von Homeoffice, die Einführung des Deutschlandtickets und vermutlich auch auf den Anstieg der CO2-Bepreisung bei fossilen Kraftstoffen.

„Es gibt viele politische Instrumente, um wünschenswerte Trends im Verkehr zu beschleunigen“, sagt Philine Gaffron, Projektleiterin Städtische Mobilität bei Agora Verkehrswende. Zum einen gehe es darum, das Angebot im öffentlichen Verkehr auszubauen und die Bedingungen für den Rad- und Fußverkehr zu verbessern. Zum anderen gehe es auch darum, die volkswirtschaftlichen Kosten des Autofahrens verursachergerecht anzurechnen und die über Jahrzehnte gewachsenen Privilegien des Autoverkehrs abzubauen. (wa)

Die Studie zum Download.